This is the written version of a paper presented at the Oct. 2004 German Studies Association conference. (ca. 7 pages)


Joachim Neander, Kraków (Polen):

„Seife aus Judenfett“ – Zur Wirkungsgeschichte einer urban legend

Vortrag auf der 28. Konferenz der German Studies Association, Washington D.C., Oktober 2004

Motto: Superstition is nonsense, but the study of superstition is scholarship.
(Attributed to talmudist Saul Lieberman)

Ende August 2003 stellte Stefan Bratkowski, Publizist aus Warschau, Jahrgang 1933, im Zusammenhang mit der in Polen emotional hoch aufgeladenen Debatte um ein „Zentrum für Vertreibungen“ in Rzeczpospolita, einer der führenden polnischen Tageszeitungen, rhetorisch die Frage, ob vielleicht der Vater der 1943 in Westpreußen geborenen Vertriebenenfunktionärin Erika Steinbach als Besatzungssoldat Transporte aus dem KZ Stutthof beaufsichtigt habe mit Leichen, aus deren Fett die Deutschen in Danzig Seife gemacht hätten? Und wer könne garantieren, fährt er fort, dass die kleine Erika nicht mit dieser Seife gewaschen worden sei? [1] Ein Einzelfall, über den man zur Tagesordnung übergehen kann? Ist sich denn die Fachwelt nicht längst darin einig, dass es sich bei den Erzählungen über die Seife, die die Deutschen/die Nazis aus Juden und anderen KZ-Opfern hergestellt hätten, um typische contemporary legends [2] handelt? Ein Positionspapier des United States Holocaust Memorial Museum sagt hierzu unmissverständlich:

Reports that the National Socialists and their collaborators used human fat from their victims in the manufacture of soap are not corroborated in a conclusive manner in available documentary evidence and eyewitness accounts.

Auch wenn—was das USHMM nicht völlig ausschließen will—Versuche hierzu gemacht worden sein sollten, erlaube die Quellenlage nicht den Schluss, dass die Nazis Seife aus Menschenfett gemacht hätten. [3]

Ein Blick ins Internet zeigt jedoch, dass das Thema keineswegs vom Tisch ist. Eine Recherche Ende 2003 in 12 Sprachen [4] zu den Stichworten {„Juden“ AND „Seife“ AND {„Deutsche“ OR „Nazis“ OR „Holocaust“}} lieferte über fünfhundert Websites aus ganz Europa und beiden Amerikas, auf denen erwähnt wird, die Deutschen/die Nazis hätten die Leichen der in den KZs und Vernichtungslagern Ermordeten zu Seife verarbeitet, im Folgenden summarisch als Die Seifenlegende bezeichnet. Auf etwa sechzig Prozent [5] der untersuchten Websites wird dies unhinterfragt als wahr unterstellt. Es sind dies vorwiegend Diskussionsforen, Seiten von Bildungseinrichtungen (Schulen, Hochschulen, Institutionen der Erwachsenenbildung), Memoiren von und Interviews mit Überlebenden der Lager, Festreden zum 27. Januar [6] , 8. Mai [7] oder 9. November [8] sowie Seiten von jüdischen Organisationen. Deutlich aus dem Sample heraus fallen nach unten dänische Websites mit ca. 10 %, russische mit ca. 20 % und brasilianische mit ca. 30 % sowie nach oben polnische Websites mit über 90 % „Überzeugten“.

Zur Illustration nachfolgend ein paar Zitate:

Auf den kürzesten Nenner brachte es ein russischer Student, der auf die Frage: „Was ist »Holocaust«“? antwortete: „Holocaust ist, wenn man aus 6 Millionen Juden Seife macht.“ [17]

Obwohl von der Fachwelt schon lange ad acta gelegt, ist die Seifenlegende also in der öffentlichen Weltmeinung immer noch höchst aktuell. Sie ist auch—wie nicht nur das eingangs erwähnte Beispiel zeigt—Gegenstand von zum Teil mit starken Emotionen geführten Auseinandersetzungen. Auf Dutzenden von Websites schlagen sich Holocaust-Leugner—selbst ernannte „Revisionisten“—und ihre publizistischen Gegner—hier als „Anti-Revisionisten“ bezeichnet—die Seifenlegende gegenseitig um die Ohren. [18] Den „Revisionisten“ dient sie dazu, die Faktizität des Holocaust und die Glaubwürdigkeit des Internationalen Militärgerichtshofes von Nürnberg grundsätzlich in Frage zu stellen. Unter Hinweis auf dessen Urteilsspruch (in dem die Seifenproduktion erwähnt wird) folgern sie:

Easily demonstrable falsehoods like the soap story ... raise doubts about the entire Holocaust legend ... and ... the credibility of the [Nuremberg] Tribunal and other supposedly trustworthy authorities in establishing other, more fundamental aspects of the Holocaust story. [19]

Die „Anti-Revisionisten“ stimmen zwar mit ihren „revisionistischen“ Gegnern in der grundsätzlichen Einschätzung der Erzählungen von der „Seife aus Judenfett“ als contemporary legends überein. Sie weisen aber deutlich auf den offensichtlichen Denkfehler in der Argumentation der „Revisionisten“ hin: Ein derart vielfältig dokumentiertes Ereignis wie der Holocaust ist nicht durch Falsifizierung eines marginalen Teilaspekts zu widerlegen. Zusätzlich versuchen die „Anti-Revisionisten“, ihre Gegner anhand von deren Umgang mit der Seifenlegende als Geschichtsfälscher zu entlarven. Sie werfen ihnen—zu Recht—unzulässiges Aufbauschen des Gegenstandes vor, [20] ferner handwerkliche Mängel in der Auswahl der Quellen und in deren Interpretation [21] —ein Vorwurf, den sie jedoch teilweise auch gegen sich selbst gelten lassen müssen, etwa bei ihrem Bemühen, den Urteilsspruch des Nürnberger Gerichts zu bagatellisieren.

Der Ursprung der Seifenlegende liegt noch weitgehend im Dunkeln. Generell wird angenommen, [22] sie gehe auf ein Gerücht zurück, das gegen Ende des Ersten Weltkriegs von der Propaganda der Entente aufgebracht wurde: die Deutschen würden die Leichen toter Soldaten in „Kadaververwertungsanstalten“ zu Schmierölen und Glyzerin verarbeiten, die Abfälle zu Tierfutter, Dünger und Seife. [23] Die britische Regierung distanzierte sich acht Jahre später offiziell hiervon. Israelische Historiker haben die Ansicht vertreten, die Nazis selbst hätten „dieses Gerücht wiederbelebt“ und verbreitet

„as a form of additional sadism ... on their Jewish victims: it was the Nazis who told the Jews they would be made into soap.” [24]

Als Beleg wird etwa die—zweifellos auf Tatsachen beruhende—Aussage zitiert, die der 1944 auf der Baustelle der IG-Farben-Fabrik in Auschwitz eingesetzte ehemalige britische Kriegsgefangene Douglas T. Frost vor dem amerikanischen Militärtribunal in Nürnberg gemacht hat: Die deutschen Zivilisten hätten den Gefangenen häufig damit gedroht, sie würden vergast und aus ihnen werde Seife gemacht. Auch untereinander hätten die Deutschen darüber Witze gerissen. [25]

Damit ist jedoch die Genese der Seifenlegende nicht überzeugend erklärt. Zumindest für Polen, wo der Verdacht nie ganz ausgeräumt worden war, die Deutschen hätten im Ersten Weltkrieg aus Kriegstoten Seife gemacht, ist jedoch gesichert, dass dieses Gerücht unmittelbar nach Kriegsausbruch im September 1939 „wiederbelebt“ wurde. [26] Es ist also keineswegs sicher, dass die Polen es von den Nazis gehört haben, wie Yehuda Bauer annimmt, [27] es könnte gut auch umgekehrt gewesen sein. Auch die schon früh im Warschauer Getto (eingerichtet im Oktober 1940) aufkommenden makabren Witze etwa der Art

 - Du spinnst wohl - fragt einer der Unglücklichen einen anderen – trinkst Kölnisch Wasser? – Ich möchte nach meinem Ableben Toilettenseife werden - antwortet der Gefragte - [28]

müssen nicht unbedingt von deutscher Seite inspiriert gewesen sein. [29] Vergessen wir nicht, dass die Seifenherstellung im Polen der Vorkriegszeit eine Domäne der Juden war: die Seifenproduktion lag  zu 93 Prozent in jüdischen Händen[30] , sehr zum Leidwesen der „christlichen“ Konkurrenz.

Aber auch in Frankreich wurde offensichtlich das alte „Gerücht wiederbelebt“, und sicher nicht von den Nazis. So erzählten etwa im Mai 1940 im französischen (!) Internierungslager Saint Cyprien die dort als „feindliche Ausländer“ festgehaltenen deutschen Emigranten, Juden wie nichtjüdische Antifaschisten, einander, dass aus allen hier Internierten nach ihrem Tode Seife gemacht würde. [31]

Weite Verbreitung fand das Gerücht von der Verarbeitung von Juden zu Seife im Jahre 1942, als die Nazis mit der „Endlösung der Judenfrage“ Ernst zu machen begannen. Zwei Gründe waren hierfür ausschlaggebend: Einmal das massenhafte „Verschwinden“ der „ausgesiedelten“ Juden, von denen man in ihren Heimatgemeinden nie mehr wieder etwas hörte und deren Verschwinden man sich so zu erklären versuchte. Überlebende der Transporte in die Vernichtungszentren haben mehrfach berichtet, die polnische Bevölkerung habe ihnen unterwegs bei Zughalten höhnisch zugerufen: „Juden zu Seife !“ [32] Ob die Nazis dies den Polen erst vorsagen mussten, möge dahin gestellt bleiben. In Antisemitismus brauchten die Polen keine fremden Lehrmeister. [33]

Ein zweiter Anstoß ergab sich aus der kriegsbedingten Rationierung und zentralen Bewirtschaftung von Seife im Reich und in den besetzten Gebieten. Der wichtigste Rohstoff für die Herstellung von Seife, tropische Öle und Fette, war ausgefallen. Im übrigen hatten das Militär und die Mägen der Bevölkerung Vorrang. Eine „Reichsstelle für industrielle Fette“, abgekürzt RIF, koordinierte die Verteilung der Abfallfette und -öle an die Seifenproduzenten, die ihr Erzeugnis, die „Einheitsseife“, mit einer Herstellerkennzahl und der Prägung „RIF“ auslieferten.

Diese nun wurde im besetzten Polen als Abkürzung für „Rein Jüdisches Fett“ gedeutet. Das hätten die Nazis, so Bauer, ihren Opfern erzählt. [34] Bekanntlich setzten jedoch jene alles daran, ihre Verbrechen geheim zu halten. Sie erfanden eine Vielzahl verschleiernder Ausdrücke und Euphemismen, wie etwa „Sonderbehandlung“ oder „Endlösung“. Anzunehmen, sie hätten auf Seifenstücke, die millionenfach im Reich und in den besetzten Gebieten an die Bevölkerung ausgeliefert wurden, „Rein Jüdisches Fett“ prägen lassen und das auch noch überall herumerzählt, ist mehr als gewagt. [35] Gegen eine Urheberschaft von deutscher Seite spricht auch ein philologisches Argument. Die Buchstaben I und J sind im Deutschen im Schriftbild deutlich voneinander unterschieden, nicht aber im Jiddischen, der seinerzeitigen Umgangssprache der polnischen Juden. [36] Die Urheber der Deutung von „RIF“ als „Rein Jüdisches Fett“ (jiddisch: סטעפ שידיי ןײר) dürften also eher im Warschauer Getto zu suchen sein als in einer NS-Propagandaabteilung.

Auch im Reichsinneren kursierte überall nach dem Anlaufen der Massendeportationen, also etwa ab Anfang 1942, das Gerücht, die angeblich „in den Osten umgesiedelten“ Juden würden zu Seife verarbeitet. Auch makabre Witze wurden hierzu erzählt, selbstverständlich nur hinter vorgehaltener Hand, [37] denn für so etwas kam man schnell vor den berüchtigten Volksgerichtshof mit einer Anklage wegen „Heimtücke“. So dürfte auch kaum ein Nazi dies damals einem Juden erzählt haben „as a form of additional sadism“. Die Gerüchte sind jedoch ein Beleg dafür, dass die deutsche Bevölkerung vom Schicksal der Deportierten mehr wusste oder zumindest ahnte, als man nach Kriegsende bereit war zuzugeben.

Aktenkundig wurden die Seifen-Gerüchte spätestens ab Mitte 1942, wie Raul Hilberg nachgewiesen hat, und zwar im besetzten Polen. Interessanterweise betrifft das erste von ihm herangezogene Dokument vom 29. Juli 1942 keine Juden, sondern volksdeutsche „Asoziale“, die aus der Slowakei ins besetzte Polen „umgesiedelt“ worden waren, von denen man ebenfalls in der Heimat nichts mehr hörte und über die erzählt wurde, sie seien „zu Seife verkocht“ worden. Hilberg erwähnt weiter einen Bericht der Propaganda-Abteilung des Generalgouvernements vom 3. Oktober 1942, in dem aus Lublin gemeldet wird, dort kursiere das Gerücht, „die Polen kommen jetzt genau wie die Juden zur Seifenproduktion dran“. [38]

Etwa um dieselbe Zeit gelangten diese Gerüchte, vermittelt über den polnischen Untergrund, nach London und in die USA. Im September 1942 verfasste Rabbiner Dr. Stephen Wise, Vorsitzender des Jüdischen Weltkongresses, eine Denkschrift, in der er auf diese Gerüchte einging. [39] Die New York Times zitierte ihn am 26. November 1942 als Gewährsmann für die Meldung, die Deutschen würden das Fett der Leichen deportierter Juden zu Seife und Schmiermitteln verarbeiten. [40] Ähnliche Nachrichten, in denen unter anderem auch „Leim“ und „Düngemittel“ als Produkte der Verarbeitung der Leichen genannt wurden, brachten die Medien alliierter Staaten in den nächsten Monaten noch mehrfach. [41] Sie stießen jedoch bei offiziellen Stellen in England und den USA—und auch in weiten Teilen der USA-Publizistik—auf große Skepsis, die sich auch auf andere, NS-Massenverbrechen betreffende Berichte übertrug. Zu frisch noch waren den Auswertern der Nachrichtendienste die alliierten Propagandalügen von den „Kadaverwertungsanstalten“ sowie den Journalisten die späten Entschuldigungen der britischen Regierung im Gedächtnis. [42] Es gehört zur Wirkungsgeschichte der Seifenlegende, dazu beigetragen zu haben, dass man auf alliierter Seite erst dann des Holocaust bewusst gewahr wurde, als es für ein Eingreifen schon zu spät war.

Anders als die Alliierten nahm jedoch Reichsführer-SS Heinrich Himmler die Denkschrift von Wise sehr ernst und reagierte sofort. Unter Bezug auf diese verlangte er in einem Schreiben an Gestapochef Heinrich Müller vom 20. November 1942 kategorisch:

Sie haben mir dafür zu garantieren, dass an jeder Stelle die Leichname dieser verstorbenen Juden entweder verbrannt oder vergraben werden, und dass an keiner Stelle mit den Leichnamen etwas anderes geschehen kann.

Müller solle überall nachforschen lassen, ob irgendwo ein „Missbrauch“ stattgefunden habe, und falls ja, dies ihm, Himmler, „auf SS-Eid“ melden. [43] Himmler schloss also die Möglichkeit, dass irgendwo aus den Leichen ermordeter Juden Seife gemacht würde, nicht von vornherein aus. Wenn auch kein Beweis—wie es die „Revisionisten“ gern hätten—so ist Himmlers Schreiben an Müller doch ein Indiz dafür, dass die Nazis die Leichen ihrer Opfer nicht zu Seife (Leim, Schmieröl, Düngemitteln, Lampenschirmen etc.) verarbeiteten – nicht etwa aus humanitären Anwandlungen heraus, sondern aus der klaren Erkenntnis, dass andernfalls die ohnehin schon schwierige Geheimhaltung der Massenmorde völlig unmöglich sein würde.

Als gegen Kriegsende die Lager befreit wurden und die Wahrheit über bisher nicht für menschenmöglich gehaltene Gräueltaten der Nazis ans Licht kam, erlebte auch die Seifenlegende einen Boom. Kaum eine der frühen Publikationen über die Lager—meist aus der Feder ehemaliger Insassen—versäumt, sie zu erwähnen. [44] Von daher hielt sie Einzug in Enzyklopädien, in Sach- und Schulbücher und wurde so integraler Bestandteil des kollektiven Gedächtnisses zivilisierter Nationen, wie die eingangs erwähnten Beispiele verdeutlichen. Zu ihrer Verteidigung wurde sogar gelegentlich der Staatsanwalt bemüht, wie etwa 1998 in Österreich, wo ein rechtslastiger Verein in einer Schrift „die Herstellung von Seife aus dem Körper von KZ-Häftlingen“ als „Geschichtslüge“ bezeichnet hatte, was ihm in einem juristischen Gutachten als „Wiederbetätigung für die NSDAP oder ihre Ziele“ vorgeworfen wurde. [45]

Nach dem Kriege sammelten jüdische Überlebende in der ganzen Welt Stücke der RIF-Seife und beerdigten sie feierlich. Vielfach wurden auf diese Gräber auch Grabsteine gesetzt. So etwa in Nizza, rechts vom Eingang des jüdischen Friedhofes, mit der Inschrift:

Diese Urne birgt Seife aus Menschenfett, von den Deutschen aus den sterblichen Resten meiner deportierten Brüder hergestellt. [46]

Auch aus Kuba, den USA, Israel und vor allem aus Rumänien sind solche „Monuments of Soap“—so der Titel eines Dokumentarfilms von Lupu Gutman, Los Angeles—bekannt. [47] In Israel, den USA und vor allem den Ostblockländern gehörte „Seife aus Menschenfett“ noch bis vor wenigen Jahren zur Standardausstattung der Museen, in denen an den Holocaust oder die deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg erinnert wurde. In Bukarest wanderte die RIF-Seife Ende 2000, in Stutthof erst um die Jahreswende 2001/2002 von den Ausstellungsvitrinen ins Magazin.

Besonders hartnäckig hält sich die Seifenlegende in Polen.  [48] Eine sowjetische und eine polnische Kommission, in denen sich weder ein Anatom noch ein Sachverständiger für Seifenherstellung befand, die aber von Angehörigen des sowjetischen NKWD und seines polnischen Pendants UBP geleitet wurden, „entdeckten“ Anfang Mai 1945 in einem zwei Monate zuvor von den Deutschen verlassenen Nebengebäude des Anatomischen Instituts der Medizinischen Akademie Danzig eine angebliche „Seifenfabrik“. Es handelte sich um das ehemalige Mazeratorium, in dem unter der Leitung des international renommierten Anatomen Professor Rudolf Spanner Skelettpräparate hergestellt worden waren. Ein beim Präparieren anfallendes, seifenähnliches Nebenprodukt wurde offensichtlich im letzten Kriegsjahr vom Institutspersonal gesammelt und institutsintern zu Reinigungszwecken verwendet. In der Begeisterung, hier endlich den lange vergeblich gesuchten „Beweis“ für die seit Jahren im Lande umlaufenden Gerüchte gefunden zu haben, die Deutschen hätten Seife aus den Leichen ihrer Opfer hergestellt,   [49] ließen sich die Untersuchungskommissionen nicht nur zu bedenklichen Überinterpretationen der vorgefundenen Fakten hinreißen, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach auch dazu, „der Wahrheit ein wenig nachzuhelfen“.   [50]

 „Professor Spanner“ erlangte in Polen landesweite Publizität durch die gleichnamige Kurzgeschichte der populären Schriftstellerin Zofia Nałkowska in dem schmalen Bändchen Medaliony[51] das von 1946 bis 1999 Pflichtlektüre an allen polnischen Schulen war (seitdem fakultativ) und zum Stoff der Abschlussprüfungen gehörte. Es dürfte kaum einen erwachsenen Polen geben, der—wie der zu Beginn erwähnte Publizist aus Warschau—nicht davon überzeugt wäre, dass die Deutschen in Danzig unter Professor Spanner Versuche „zur industriellen Produktion von Seife aus menschlichem Fett“ gemacht hätten, wie der sowjetische Ankläger, General Rudenko, unter Berufung auf die oben erwähnten Kommissionsberichte im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher formulierte. [52]

Unter der Rubrik „Verfolgung der Juden“ ging die Seifenlegende sogar in das Urteil von Nürnberg ein—eine Tatsache, auf die sich „Überzeugte“ und „Revisionisten“ gleichermaßen gern berufen. Die von „antirevisonistischer“ Seite vertretene Ansicht, diese Anschuldigung habe dort keine Rolle gespielt, [53] findet jedoch in Text und Kontext des Urteilsspruchs keine Bestätigung. [54] Hier haben die „Revisionisten“ genauer hingeschaut als ihre Widersacher. Diese halten übrigens, unter Berufung auf die im Nürnberger Prozess von sowjetischer Seite vorgelegten Dokumente, die Herstellung von Seife aus Menschenfett in Danzig durchaus für wahrscheinlich bis erwiesen, wenngleich sie deutlich machen, dass sie Juden als „Rohstoff“ sowie eine industriell betriebene Produktion ausschließen. [55]

Nicht nur unter den eingangs erwähnten „Überzeugten“, denen man kaum ehrenwerte Motive wird absprechen können, sondern auch an den Rändern der „guten Gesellschaft“ hat die Seifenlegende vielfache Wirkung gezeigt. Mit „םינובס“ (Seifenstücke) bezeichneten in Israel geborene Juden verächtlich Überlebende des Holocaust, denen sie vorwarfen, sich „wie die Schafe zur Schlachtbank“ haben führen lassen. [56] Ende Dezember 2000 demolierten Rowdies mit dem Schlachtruf „Her mit der Auschwitzseife !“ die Ausstellungsräume des Jüdischen Museums in Bukarest. [57] Antisemiten drohen öffentlich Juden an, aus ihnen Seife zu machen. So etwa in Argentinien zu Zeiten der Militärdiktatur geschehen, [58] oder auf Amsterdamer Hauswände im Sommer 2002 gesprayt. [59] Im Internet werden in allen Sprachen hässliche „Judenwitze“ verbreitet, in denen das Thema „Juden zu Seife“ vielfältig variiert wird. [60] Mit dem absurden Vergleich „Hitler machte aus Menschen Seife, und die modernen, liberalen »Fortschrittler« stellen aus Embryonen Kosmetika her“ schürte im Juni 2003 eine polnische katholische Tageszeitung Emotionen gegen einen EU-Beitritt des Landes. [61] In der ganzen Welt versuchen immer wieder smarte Geschäftemacher, „Judenseife“ oder „Seife aus Auschwitz“ an den Mann zu bringen. [62] Ein im Jahre 2002 in Posen auf dem Bahnhof angebotenes Stück „KZ-Seife“ war sogar mit einem eingeprägten Davidstern verziert. [63] In letzter Zeit scheinen sich die Angebote zunehmend ins Internet zu verlagern, auf rechtsextremistische Websites,   [64] aber auch auf seriöse Auktionshäuser wie eBay.   [65]

Die Geschichten von den Deutschen/den Nazis, die die in den KZs und Vernichtungszentren ermordeten Juden zu Seife verarbeitet hätten, gehören in kollektive Erzähltraditionen. Sie erfüllen die Kriterien für contemporary legends: Sie berichten über ein außergewöhnliches Ereignis und erheben dabei Anspruch auf Glaubwürdigkeit—oft in der Form der foaftale: ein Bekannter des Gewährsmannes (friend of a friend) sei Zeuge gewesen—vor allem aber sind sie „Ausdruck und Spiegel von menschlichen Ängsten, Befürchtungen, Wünschen, Vorurteilen und Hoffnungen,“ [66] wie sich in seltener Deutlichkeit an der Seifenlegende zeigt.

Sie drückt an einem besonders einprägsamen Beispiel Entsetzen über und Abscheu vor den NS-Gräueltaten aus. Zugleich versucht sie auch eine „Erklärung“, indem sie verbreitete Stereotype über „die Deutschen“ zu bestätigen scheint. Etwa über deren „Ordnungs- und Sauberkeitswahn“, der sie buchstäblich „über Leichen gehen“ lässt. Oder über deren Fähigkeit, „irgend etwas aus Nichts zu machen“ (hier: Seife aus Leichen), wie wir bei Zofia Nałkowska lesen können. [67] Und schließlich, dass ihnen „das alles zuzutrauen ist“, wie schon 1917 Außenminister Lord Balfour auf die skeptische Frage eines Unterhaus-Abgeordneten zum Wahrheitsgehalt der Kadaververwertungs-Story antwortete. [68] Kein Wunder, dass auch ein der Seifenlegende grundsätzlich kritisch gegenüber stehender Wissenschaftler wie Bauer meint:

It is ... clear that had the war continued, the Nazis were certainly capable of turning this into another mass horror. [69]

Warum sollten sie aber ausgerechnet Seife aus den Leichen ihrer Opfer gemacht haben? Glyzerin und Schmieröle, von denen die Propaganda im Ersten Weltkrieg vorwiegend redete, braucht man zum Krieg führen. Aber Seife? Ob hier unbewusst der Symbolgehalt von Menschenfett, der Ausgangssubstanz für die „Judenseife“, eine Rolle spielt? Im Aberglauben fast aller Völker werden Menschenfett magische Fähigkeiten zugeschrieben. Aus Leichenfett wurden im Mittelalter „Diebskerzen“ gemacht, die den Täter unsichtbar machen sollten. [70] „Besonders zauberkräftig ist das Fett der Verbrecher, das Armsünderschmalz“, weiß das Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens zu berichten. [71] Und galten nicht den Nazis die Juden per se als „Verbrecher“, waren nicht die in den Gaskammern Hingerichteten allesamt „arme Sünder“, und haben die Täter nicht nach Kriegsende versucht, „sich unsichtbar zu machen“?

„Seife“ hat jedoch auch als solche einen hohen Symbolgehalt. Sie ist im Bewusstsein der Menschen mit dem Begriff der „Reinigung“ untrennbar verbunden. Vor der Erfindung synthetischer Detergenzien, wie sie heute in den Industrieländern überwiegend gebraucht werden, war sie das wichtigste Reinigungsmittel überhaupt und neben Wasser das einzige, um den Körper zu reinigen. „Der Jude“ hingegen wurde und wird im alltäglichen Antisemitismus des „christlichen Abendlandes“ (nicht nur der Deutschen) seit alters her mit der Vorstellung von „Unreinheit“ verbunden. Er ist der „dreckige Jude“, selber schmutzig und alles um ihn herum schmutzig machend.

Die Seifenlegende erzählt nun die Geschichte einer magischen Verwandlung—ein in den Märchen und Sagen der Völker immer wiederkehrendes Motiv. Sie erzählt, wie der Jude, Verursacher und Träger von Unreinheit, in Seife, das Reinigungsmittel schlechthin, verwandelt wird, und zwar als Ganzes. [72] Die von Moishe Postone als das Prinzip Auschwitz formulierte „Vernichtung des Werts“ unter Abschöpfung der „letzten Reste des konkreten gegenständlichen »Gebrauchswerts«“ [73] findet in der Seifenlegende als Transsubstanziation statt, bei der der Jude, „das Prinzip, das stets verneint“, selbst negiert wird. Im Seifenstück der Erzählung ist er im dialektischen Sinne dreifach „aufgehoben“: in seiner physischen Existenz vernichtet, zugleich jedoch (auf-)bewahrt und auf eine höhere Seinsstufe, die der Reinheit, hinauf gehoben. Die endgültige und unwiderrufliche Vernichtung des Juden erfolgt genau dann, wenn im Prozess der Reinigung der Gebrauchswert der Seife realisiert wird: wenn Täter und Mitläufer ihre Hände „in Unschuld waschen“.

Ob hierin ein Teil dessen liegt, was die Seifenlegende für Opfer wie Täter—und die, die sich jeweils in deren Tradition sehen—gleichermaßen attraktiv macht? Entzieht sich doch der Holocaust, allein schon von seinen Dimensionen her, jeder „Bewältigung“, jeder abschließenden „Verarbeitung“, und liefert dadurch immer wieder Stoff für Legenden, nach Wierling und Brüggemeier

nur eine andere Ebene von Wirklichkeit: die der kollektiven Deutung von Geschichte, wo diese unverarbeitet blieb. [74]

Die Historiker in aller Welt sind sich darin einig, dass die Liste der NS-Gräueltaten lang genug ist, dass man ihr nichts hinzuzufügen braucht, es auch nicht darf, wenn man seine Glaubwürdigkeit nicht verlieren möchte. Sie haben die Seifenlegende längst in die Fußnoten der Geschichte verbannt, aber nicht von der Tagesordnung absetzen können. Sie wird sich noch lange in der öffentlichen Meinung halten, und die Deutschen werden mit ihr leben müssen. Vermutlich noch sehr lange. Schließlich war der Holocaust ein deutsches Projekt, „der Tod ein Meister aus Deutschland“.[75]


[1] Stefan Bratkowski „Znowu?...“; Rzeczpospolita vom 23. August 2003. Ders., „Kim chcą byc Niemcy?“; ibid., 28. August 2003.

[2] Auch als „urban legends“ bezeichnet, im Deutschen meist als „Moderne Sagen“.

[3] Ich danke Peter Black, Center for Advanced Holocaust Studies am USHMM, für Überlassung einer Kopie. Siehe auch Deborah Lipstadt in einem von der Los Angeles Times am 16. Mai 1981 (!) abgedruckten Leserbrief: „Fact is that the Nazis never used the bodies of Jews, or for that matter anyone else, for the production of soap ... The soap rumor was thoroughly investigated after the war and proved to be untrue;“ zitiert nach The Nizkor Project www.nizkor.org/features/techniques-of-denial/appendix-5-02.html.

[4] Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Niederländisch, Dänisch, Norwegisch, Ungarisch, Russisch und Polnisch. Vor einer – in diesem Zusammenhang höchst interessant gewesenen – Suche auf Hebräisch und Arabisch kapitulierte der Browser.

[5] Um Dubletten bereinigte Zahl.

[6] Jahrestag der Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee.

[7] Ende des 2. Weltkrieges auf dem europäischen Kriegsschauplatz.

[8] Jahrestag des „Kristallnacht“-Pogroms im Deutschen Reich.

[9] www.jewishgen.org/ForgottenCamps/Camps/StutthofEng.html. Die Website gibt es auch auf Französisch. Sie ist identisch mit www.us-israel.org/jsource/Holocaust/stutthof.html. Websites besucht 17.10.2003. Dieses Zitat sowie alle fremdsprachigen Zitate im Folgenden in Übersetzung durch den Verfasser.

[10] www.cde-bxl1.be/viewtopic.php?topic=26&forum=3. Website des Centre d’éducation, besucht am 21.10.2003.

[11] www.usuarios.lycos.es/discriminacion/sgm.htm. Titel der Website „El Holocausto“. Besucht 27.10.2003.

[12] www.wirtualnapolonia.com/niemcy/teksty.asp?TekstID=1233. Aus einer Rede von Halina Birenbaum, Überlebende von Auschwitz, am 8.5.2002. Die Website von wirtualnapolonia steht auch in mehreren anderen Sprachen im Internet. Besucht 27.10.2003.

[13] Klaus Dittrich, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes Bayern, am 9. November 2000 in Memmingen; www.dgb-bayern.de/aktuell/reden/reden17.htm. Die Website des Schulreferates des Landkreises Krefeld nennt für Auschwitz „ca. 4 Mio.“ ermordete Juden, die zu „Seife, Leinwand, Dünger etc.“ verarbeitet worden seien; www.krref.krefeld.schulen.net/referate/geschichte/r0753t00.htm. Beide Websites besucht am 21.10.2003.

[14] Rezitation eines Gedichtes von Ernesto Cardenal am 27. Januar 2002 in einer Schule der Sekundarstufe II; www.liceosciasciafermi.it/main_works_sciascia_non_dimenticare.html.

[15] Norsk Skoleforum, 18.10.2003, unter „Fakta om Auschwitz I og II – Birkenau“.

[16] http://users.hotlink.com.br/collier/hitler04.htm. Website besucht 10.11.2003.

[17] http://forum.novgorod.ru/showthread.php3?threadid=1544&pagenumber=5. Website besucht 11.11.2003.

[18] Etwa drei Viertel der nicht von „Überzeugten“ ins Netz eingestellten Websites stammt von „Revisionisten“, die übrigen von ihren Gegnern. Bei dänischen, brasilianischen und russischen Websites ist das Verhältnis sogar etwa 5:1, bei polnischen dagegen genau umgekehrt.

[19] Mark Weber auf der Website des Institute for Historical Research, http://64.143.9.197/jhr/v11/v11p217_Weber.html, Oktober 2003. Ohne Zweifel gibt es am Nürnberger Prozess manches im Detail zu kritisieren, insbesondere an den dort erhobenen Vorwürfen von sowjetischer Seite (nicht nur bezüglich Katyns). Korrekturen durch die seriöse Geschichtswissenschaft haben seitdem das Bild differenzierter gestaltet, am Grundsätzlichen jedoch nichts geändert.

[20] So etwa J. Langowski Die „revisionistischen“ Pappdrachentöter – Wie man Behauptungen widerlegt, die niemand aufgestellt hat: http://www.h-ref.de/ar/4mil/drachentoeter.shtml.

[21] So etwa John Drobnicki vom Nizkor Project, The Soap Allegations, Parts 1 to 6. Im Internet zu finden unter www.nizkor.org/features/techniques-of-denial/soap01.html bis soap06.html und www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/Holocaust/soap01.html bis soap06.html.

[22] So etwa von Yehuda Bauer in einem Leserbrief vom 9. Januar 1991 an die Zeitschrift The Jewish Standard, wiedergegeben in www.nizkor.org/features/techniques-of-denial/appendix-7-02.html. Ebenso Deborah Lipstadt in Letter to the Los Angeles Times vom 16. Mai 1981.

[23] Ausführlich hat sich Arthur Ponsonby in den zwanziger Jahren mit der „Kadaver Factory Story“ auseinander gesetzt: Falsehood in War-Time. Containing an Assortment of Lies Circulated Throughout the Nations During the Great War. London (George Allen & Unwin), sowie New York (E.P. Dutton & Co.), 1928. Das 17. Kapitel „The Corpse Factory“, S. 102-113, haben „Revisionisten“ unter www.ihr.org/jhr/v01/v01p121_Ponsonby.html ins Netz gestellt. Die Erfindung der „Kadaver Factory Story“ durch Brigadegeneral Charteris von der britischen Abwehr schildert George Sylvester Viereck. Spreading Germs of Hate. London (Duckworth) 1931, S. 147.

[24] Yehuda Bauer, Letter to The Jewish Standard, 9. Januar 1991. Desgleichen Shmuel Krakowski, zitiert nach The Globe and Mail, Boston, 25. April 1990.

[25] [NMT] Trials of War Criminals before the Nuernberg Military Tribunals under Control Council Law No. 10, Nuernberg, October 1946 – April 1949, 10 Bände.Washington D.C. (US Government Printing Office) 1950-1952; Band 8, S. 624.

[26] Stanisław Strąbski. Mydło z ludzkiego tłuszczu. Alfa i omega niemieckich zbrodni w Polsce. [Seife aus Menschenfett. Das A und O der deutschen Verbrechen in Polen.] Poznań (Wydawnictwo Zachodniej Agencji Prasowej) 1946, S. 15. Strąbski schreibt in seiner (alles andere als deutschfreundlichen) Abhandlung explizit von der „Wiederauferstehung“ dieser Gerüchte.

[27] Yehuda Bauer, Letter to The Jewish Standard, 9. Januar 1991.

[28] Strąbski, Mydło z ludzkiego tłuszczu, S. 15.

[29] Diese frühen Erwähnungen sprechen auch gegen Raul Hilbergs Vermutung, der die Entstehung der Seifenlegende in Polen auf eine vom ehemaligen SS-Richter Konrad Morgen nach dem Kriege berichtete Gräueltat der Dirlewanger-Einheit zurückführen möchte; Raul Hilberg. The Destruction of the European Jews. London 1961, S. 623.

[30] www.republika.pl gibt diese Zahl in der Wirtschaftsstatistik für 1939 an.

[31] Freundliche Mitteilung von Ernest J. Abel, Bruxelles, 26. Januar 2004. Abel stammte aus Essen. Er war Jude und vor Kriegsausbruch nach Belgien emigriert. Am 10. Mai 1940, dem Tag des deutschen Überfalls auf Belgien, wurde er in Brüssel verhaftet und zusammen mit anderen deutschen Emigranten als „feindlicher Ausländer“ nach Frankreich abgeschoben. Nach dessen Kapitulation floh er aus St. Cyprien und ging in den Untergrund. 1944 verhaftet, kam er über Buchenwald nach Dora. Er wurde nach Bergen-Belsen evakuiert, wo er am 15. April 1945 von den Briten befreit wurde.

[32] So etwa Samuel Willenberg, Überlebender von Treblinka, in einem Interview der Zeitschrift „Midrasz“; www.midrasz.home.pl/2003/lip/lip03_03.html. Website besucht 27. Oktober 2003.

[33] Siehe etwa Jan Tomasz Gross. Upiorna dekada [Das furchtbare Jahrzehnt]. Kraków (universitas) 2001; Anna Bikont. My z Jedwabnego [Wir aus Jedwabne]. o.O. [Warszawa] (Prószyński i S-ka) 2004.

[34] ... as the victims were told by the Nazis“, Yehuda Bauer, Letter to The Jerusalem Post, 29. Mai 1990, wiedergegeben in www.nizkor.org/features/techniques-of-denial/appendix-7-01.html.

[35] So Deborah Lipstadt, Letter to the Los Angeles Times, 16. Mai 1981.

[36] Häufig wird die Prägung auf den Seifenstücken als „RJF“ zitiert, was besser zu „Rein Jüdisches Fett“ passt. Die Prägung „RIS“ (für „Rein Idische Seif“, so etwa Shmuel Krakowski laut The Jerusalem Post, International Edition, vom 5. Mai 1990) ist ebenfalls nicht belegt.

[37] Über Gerüchte, die in Österreich 1942 umliefen, hat etwa Emil Kikinger berichtet; www.memory2000.net. Ich selbst erinnere mich an einen makabren Flüsterwitz aus Berlin, der in meiner Familie umlief und ebenfalls zwischen 1942 und 1943 entstanden sein dürfte (wir wohnten zu der Zeit vorübergehend in Berlin): Frage: Wer waren die drei größten Chemiker der Weltgeschichte? Antwort: Jesus, Göring und Himmler - Jesus hat aus Wasser Wein gemacht, Göring aus Butter Kanonen, und Himmler aus Juden Seife.

[38] Hilberg. The Destruction, S. 624.

[39] Schreiben von Heinrich Himmler – RF/V. – vom 20. November 1942 an SS-Gruppenführer Müller („Gestapo-Müller“); Zentrale Stelle Ludwigsburg Slg. USA Heft:Ord.Nr. 3 Bild Nr. 583. Verfasser dankt Herrn StA Riedel. Ludwigsburg, für Überlassung einer Kopie.

[40] USHMM, Positionspapier zum Thema „Seife aus Menschenfett“.

[41] So sollen etwa der vom American Jewish Congress herausgegebene The Congress Weekly am 4. Dezember 1942 sowie The New Republic Anfang 1943 hierüber berichtet haben.

[42] Siehe hierzu etwa M.L. Sanders/Philip M. Taylor. British Propaganda During the First World War, 1914-1918. London und Basingstoke (Macmillan) 1982, S. 264, oder Robert Jan van Pelt. The Case for Auschwitz. Evidence from the Irving Trial. Bloomington and Indianapolis (Indiana University Press) 2002, S. 131 ff.

[43] Himmler an Müller; Zentrale Stelle Ludwigsburg Slg. USA Heft:Ord.Nr. 3 Bild Nr. 583.

[44] Aus der immensen Vielzahl seien hier nur beispielhaft erwähnt: Robert Antelme. L’espèce humaine. Paris (Gallimard, collection tel no. 26) 1992, S. 195 (Manuskript abgeschlossen 1947, Erstveröffentlichung 1957) und Tadeusz Borowski „U nas w Auschwitzu“, in Wybór opowiadań. Warszawa (KAMA) 1994, S. 97 (Erstveröffentlichung 1946).

[45] Rechtsgutachten zur Möglichkeit der behördlichen Auflösung des Vereins Dichterstein Offenhausen; www.doew.at/projekte/rechts/chronik/1998-04/gutachtenoff.html.

[46] Mit Foto, aufgenommen am 25. Februar 2002, auf der (revisionistischen) französischen Website von www.abbc.com zu finden.

[47] Auf VHS (ca. 30 min) gegen eine Spende zur Deckung der Unkosten zu beziehen vom Filmemacher: Lupu Gutman, 1425 S. Wooster St. Apt. 205, Los Angeles CA 90035.

[48] Sogar bei Norman Davies, Boże igrzysko. Historia Polski [Gottes Spielfeld. Geschichte Polens], Kraków (Znak) 2003, ministeriell für den Schulgebrauch empfohlen (S. 4), steht zu Auschwitz, in den Krematorien hätten Arbeitskommandos das Fett der Leichen zur Herstellung von Seife gesammelt (S. 919).

[49] So das Kommissionsmitglied, der „Propagandist“ (so seine offizielle Bezeichnung) Stanisław Strąbski, in der ersten Nummer des Dziennik Bałtycki am 19. Mai 1945.

[50] Ausführlich hierzu die Artikelserie des Danziger Journalisten Tadeusz Skutnik im Dziennik Bałtycki, Gdańsk: „Oskarżenie profesora Spannera (1)“, 12. Mai 2000, „Obrona profesora Spannera (2)“, 19. Mai 2000, und „Obrona profesora Spannera (3), 26. Mai 2000.

[51] Zofia Nałkowska. Medaliony. Warszawa (KAMA) o.J. Vorabdrucke erfolgten 1945, erste Buchausgabe 1946.

[52] [IMT] Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof Nürnberg, 14. November 1945 – 1. Oktober 1946. Amtlicher Wortlaut in deutscher Sprache. 42 Bände. Nürnberg 1947-1949. Die englische Fassung ist – ohne die Dokumentenbände - auch zugänglich über das Internet: http://www.yale.edu/lawweb/avalon/imt/proc.html. Die zum Seifen-Thema gehörenden Ausführungen der sowjetischen Anklage finden sich in Band VII unter 8. Februar 1946 (Auschwitz) und 19. Februar 1946 (Danzig). Das Thema wurde auch vom britischen Ankläger in seinem Schlussplädoyer aufgegriffen, siehe Band XIX unter 27. Juli 1946.

[53] John Drobnicki, The Soap Allegations Part 1: „The I[nternational] M[ilitary] T[ribunal] did not say that soap was made from human remains”; ibid. Oder Hellmuth Auerbach, Stichwort „Seife aus Judenfett“, in: Wolfgang Benz (Hrsg.) Legenden, Lügen, Vorurteile. München (Deutscher Taschenbuch Verlag) 1992, S. 185: „Der Alliierte Gerichtshof ist weder bei den Verhandlungen noch im Urteil auf die russische Behauptung zurückgekommen.“

[54] IMT Band I, 30.9./1.10.1946.

[55] So etwa Michael Shermer und Alex Grobman. Denying History: Who Says the Holocaust Never Happened, and why Do They Say It? Berkeley (University of California Press) 2000, S. 117, und John Drobnicki, The Soap Allegations Part 6.

[56] Es ist belegt, dass viele Israelis aus Scham die Tatsache, im KZ gewesen zu sein, jahrzehntelang verheimlichten, selbst den eigenen Kindern gegenüber.

[57] www.virtualjerusalem.com/articles/719001.htm. Website besucht 22. Oktober 2003.

[58] www.nuncamas.org/investig/cosofam/cosofam4.htm. Website besucht 27. Oktober 2003.

[59] www.cidi.nl/dossiers/an/rapport2002.html.

[60] Aus Gründen des guten Geschmacks verzichte ich, deren URLs hier anzugeben.

[61] Pfarrer Jerzy Bajda in Nasz Dziennik, 21./22. Juni 2003. Die Zeitung hat eine Tagesauflage von ca. 300 000 Exemplaren und gehört damit—abgesehen von Boulevardblättern—zu den drei größten Tageszeitungen Polens.

[62] Nachrichten darüber bringen vor allem „revisionistische“ Websites, wie etwa www.heretical.com oder www.zundelsite.org, letztere mit zahlreichen links zu „revisionistischen“, aber auch „antirevisionistischen“ Websites.

[63] Wochenzeitung NIE Nr. 17/2002, mit Bild.

[64] Laut http://normative.zusammenhaenge.at/faelle/duesseldorf-sperrungsverfuegung.html ließ die Bezirksregierung Düsseldorf zwei derartige Websites im Februar 2002 sperren.

[65] DortAnfang April 2003 angeboten, lt. www.jewschool.com/2003-04-01archive.php.

[66] Rolf Brednich. Die Maus im Jumbo-Jet. Neue sagenhafte Geschichten von heute. München (Beck) 1991, S. 9.

[67] Zofia Nałkowska, Medaliony, S. 25. Als „die Deutschen“ charakterisierend wird hierauf immer wieder in Ausarbeitungen für Schüler hingewiesen. Diese „ściągi“ (etwa „Spickzettel“) kann man gedruckt kaufen oder sich im Internet herunterladen, etwa unter www.sciaga.pl oder www.okmatura.cad.pl.

[68] “... As regards the story ... there does not, in view of the many atrocities of which the Germans have been guilty, appear to be any reason why it should not be true”. Minute by Balfour, 26 April 1917; PRO Kew, file FO 395/147; zitiert nach Sanders/Taylor British Propaganda, S. 147.

[69] Yehuda Bauer Letter to The Jerusalem Post, 29. Mai 1990.

[70] Hanns Bächtold-Stäubli und E. Hoffmann-Krayer (Hrsg.). Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin und Leipzig (Walter de Gruyter & Co.) Band V, 1932-1933, Spalte 1067.

[71] Bächtold-Stäubli/Hoffmann-Krayer Handwörterbuch Band II, 1929-1930, Spalte 1376.

[72] Und nicht nur partiell, wie bei der kommerziellen Verwertung seiner Haare und Goldzähne, über welche ja auch nicht jeder Jude verfügte. Unterstrichen wird die Verwandlung in toto oft noch durch das Paar „Seife – Dünger“ oder die Trias „Seife – Dünger – Lampenschirme“.

[73] Moishe Postone „Nationalsozialismus und Antisemitismus. Ein theoretischer Versuch“. In: KRITIK & KRISE Nr. 4/5, Freiburg 1991. Im Internet unter http://open-lab.org/jk-world/themen/Moishe.htm.

[74] Dorothee Wierling und Franz-Josef Brüggemeier. Einführung in die Oral History. Kurseinheit 3: Auswertung und Interpretation. Hagen (Fernuniversität-Gesamthochschule) 1986 (als Manuskript gedruckt), S. 35.

[75] Paul Celan „Todesfuge“.


paper by Joachim Neander, Sept. 23, 2004; uploaded by H. Marcuse, Oct. 18, 2004; 2006 pdf added 12/2010
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