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Süddeutsche Zeitung, 29 July 2000

Bund gibt zu wenig Geld für Dachau

Heute beginnt die 18. Internationale Jugendbegegnung mit Hildegard Hamm-Brücher

Von Felicitas Amler

Dachau - Im 18. Jahr ihres Bestehens demonstriert die Internationale Jugendbegegnung Dachau Selbstbewusstsein. Das jährliche Treffen am Ort eines der ersten Konzentrationslager der Nazis habe sich zu einem „bundesweit einzigartigen Projekt des historisch-politischen Lernens" entwickelt, schreiben die sechs Trägerorganisationen im erstmals schriftlich fixierten Konzept. Die 18. Internationale Jugendbegegnung wird heute von Hildegard Hamm-Brücher, einer langjährigen Wegbegleiterin und Unterstützerin, im Jugendgästehaus Dachau eröffnet (19 Uhr) und dauert bis zum 18. August.

Rund 170 Jugendliche aus mehr als 20 Staaten werden sich in den kommenden drei Wochen mit dem Nationalsozialismus auseinander setzen und mit „all jenen Formen, die auch heute noch Menschen diskriminieren und ausgrenzen". Die wichtigsten Elemente des gemeinsamen Arbeitens sind Besuche der KZ-Gedenkstätte, Gespräche mit Überlebenden, Workshops, Theater, Musik, Kunst, Umfragen und „Spurensuche". Den „Charme" dieser Veranstaltung macht nach Einschätzung der Träger die Internationalität aus, das Miteinander verschiedener Kulturen, die „von und miteinander lernen".

Das Treffen findet seit 1998 im damals neu eröffneten Jugendgästehaus Dachau statt. Zuvor war es ein Zeltlager, das sich seinen Platz in der Stadt Dachau über viele Jahre immer wieder neu erkämpfen musste. Die Veranstalter erinnern daran in ihrem Konzept: Die Zeltlager seien „mit erheblichem politischen Widerstand in Dachau konfrontiert" gewesen. „Nicht immer war die Internationale Jugendbegegnung in Dachau akzeptiert, nicht immer befürwortete die Öffentlichkeit und die Mehrheit des Stadtrates das Engagement der Organisatoren". Fast vergessen seien diese „anfänglichen Schwierigkeiten und die ,rebellischen' Jahre" seit dem Umzug ins Jugendgästehaus. Mit diesem Umzug unter ein festes Dach habe sich die inhaltliche Arbeit verändert, sei noch intensiver geworden.

Gerade deshalb betonen die Träger ihren Anspruch auf angemessene Unterstützung. Der Etat des Projekts, das jeweils ein ganzes Jahr lang von einem überwiegend ehrenamtlichen Team vorbereitet wird, umfasst 120 000 Mark. Der Zuschuss aus dem Bundesjugendplan müsste nach den Richtlinien 50 000 Mark betragen, liegt aber tatsächlich nur bei 36 000 Mark. Der Etat des Bundesjugendplans reicht für ein höheren Zuschuss nicht aus. Die restliche Finanzierung verteilt sich auf den Bayerischen und den oberbayerischen Jugendring, Stadt und Landkreis Dachau, Sponsoren, Teilnehmergebühren und die Trägerorganisationen (Aktion Sühnezeichen, Bund der Deutschen Katholischen Jugend Dachau, Evangelische Jugend München, Förderverein für Internationale Jugendbegegnung und Gedenkstättenarbeit Dachau, Gewerkschaftsjugend München und Kreisjugendring Dachau).

Leitthema der diesjährigen Jugendbegegnung ist „Menschen in Dachau". In den Workshops wird dies konkretisiert: Homosexuelle, Geistliche im KZ, Sinti und Roma oder Intellektuelle in der NS-Zeit lauten die Titel. Ergänzend zum Programm für die Teilnehmer gibt es ein öffentliches für Interessenten aus dem Raum Dachau und München. Dazu gehört auch ein Abend mit der Gruppe „Klezmorim".

Informationen: Jugendgästehaus Dachau, Roßwachtststraße 15, 85221 Dachau, Telefon: 08131/3229514
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