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Dachauer Hefte, volume 19, cover

Die vernachlässigten Massengräber:
Der Skandal um den Leitenberg, 1949-50

by Harold Marcuse (homepage, publications page)

published in: Dachauer Hefte 19(2003), 3-23

page created Dec. 28, 2004, updated 9/29/13, 7/29/18

Czech translation by Daniela Milton, Sept. 2013:
"Zanedbané masové hroby:
Skandál kolem Leitenberg, 1949-1950
"


Strikethrough denotes changes by the editor, Sept. 2003.
This article cited in Bavarian Broadcasting's series 60 Years after the End of the War:
"Befreiung der KZs: Der Schock nach der Befreiung" (1 March 2005; 2018: courtesy of web archive)

Bis zum Sommer hatte das Jahr 1949 schon einige monumentale Ereignisse in der Geschichte Deutschlands hinter sich. Im Mai endete die dramatische Blockade der Westsektoren von Berlin durch die sowjetische Besatzungsmacht. Wenige Wochen später genehmigten die Westmächte das vom parlamentarischen Rat vorgelegte Grundgesetz für die zu gründende Bundesrepublik Deutschland. Und am 14. August 1949 wurden die ersten Bundestagswahlen des neuen westdeutschen Staates abgehalten. Der neue Bundestag sollte am 7. September zusammentreten.

Doch zwischen diesen beiden letzten Daten fanden einige unheilvolle Ereignisse in München und Dachau statt, die einen Schatten über diese Meilensteine der neugegründeten Demokratie warfen. Das erste Anzeichen, dass mit der neuen Westdemokratie nicht alles in Ordnung war, kam Mitte August in München zum Vorschein. Ende Juli hatte der US-Hochkommissar für Deutschland, John McCloy, in einer Rede in Heidelberg erklärt, dass, wie ein Leitartikler der Süddeutschen Zeitung schrieb, die "Judenfrage" ein Prüfstein der deutschen Demokratie sein würde.[1] Nachdem die Süddeutsche am 9. August einen virulent antisemitischen Leserbrief dazu—in didaktischer Absicht—abgedruckt hatte, kam es am nächsten Tag zu Strassenschlachten zwischen jüdischen "DPs" (Displaced Persons, nämlich Überlebende des Holocausts) und der bayerischen Landespolizei, die erst durch Einschreiten der US-Armee beigelegt werden konnten.[2] Kaum hatten sich die Wellen der internationalen Erregung wieder gelegt, bahnte sich in der Nähe von Dachau schon der nächste Vorfall an.[3]

Im März 1949 hatte der Fuhrunternehmer Georg Göttl aus München ein Gelände von der Reichsbahn gepachtet, das am Fuss eines Hügels am Rande der Stadt Dachau lag. Offiziell Etzenhausner Leite genannt, wird er im Volksmund gewöhnlich als "Leitenberg" bezeichnet. Im Frühjahr oder Sommer baggerte die Dachauer Firma Seemüller feinen Schweisssand aus einer Grube unten am Leitenberg. Dies wäre an sich nichts aussergewöhnliches, wenn der Leitenberg wenige Jahre zuvor nicht einem anderen Zweck gedient hätte. Seit Herbst 1944 hatte die Dachauer SS ca. 4000 Leichen von KZ-Opfern in Gruben oben auf der Leiten verscharren lassen, da sie die knapp gewordene Kohle nicht zum Betreiben des lagereigenen Krematoriums verwenden wollte. Nach der Befreiung des Lagers liess die US-Armee nochmals etwa 2000-2400 der im Lager vorgefundenen Leichen in benachbarten Massengräbern beisetzen, um Typhus- und Fleckfieberepidemien einzudämmen. Siebenmal vom 7. zum 9. Mai 1945 zogen 12 Bauernkarren mit je ca. 30 Leichen durch die Stadt zum Leitenberg.[4] Schliesslich fanden 6228 Opfer des Konzentrationslagers Dachau ihre Ruhestätte oben auf der Leiten, wie bei der vollständigen Exhumierung 1955-58 festgestellt wurde.[5] Die didaktische Routenführung der Leichentransporte durch die Stadt hat Wirksamkeit gezeigt, denn Jahrzehnte später konnten sich inzwischen erwachsen gewordene Dachauer noch deutlich an diese gruseligen Prozessionen erinnern.[6] Doch werden wir sehen, dass ihre Eltern nur wenige Jahre nach Kriegsende wesentlich unwilliger waren, die tausende von Naziopfern im Gedächtnis zu behalten.

Damals sollte eine grosse Denkmalsanlage gebaut werden, aber sie wurde 1945-46 wegen ästhetischer Bedenken mehrfach verschoben. Im Frühjahr 1946, nachdem eine Wettbewerbsausschreibung ohne befriedigendes Ergebnis abgeschlossen worden war, übernahm der bayerische Staat offiziell die Verantwortung des Projekts von der Stadt Dachau, die jedoch für die Pflege der Gräber verantwortlich blieb.[7] In den darauffolgenden Jahren gerieten die Grabstätten auf der Leiten langsam aus dem Blick der Behörden. Bei einer Pilgerfahrt französischer Überlebender im Juli 1947 war die Stätte noch mit Blumen bepflanzt, aber nach der Währungsreform im Juni 1948 wurden weder Haushaltsmittel noch Wille zur Pflege aufgebracht.[8] So war die Situation reif für die Ereignisse des Sommers 1949.

Der Knochenfund: August 1949 (back to top)

Anfang August 1949 ging René Simon, ein Überlebender des KZ Dachaus, der sich in der Stadt Dachau niedergelassen hatte, auf der Leiten spazieren. Er bemerkte, dass Schädel und menschliche Knochen in einer Baggergrube am Fusse des Hügels lagen. Er fotografierte sie und informierte die örtliche Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN). Die Vorsitzenden Gaston Gundelfinger und Zola Philipp meldeten den Fall dem Dachauer Landrat am 9. August.[9] Am 12. August schickte die Dachauer VVN eine Abschrift des ersten Briefes, mit einem Foto und folgender Ergänzung an die VVN München:[10]

Aus den aufgeworfenen Erdhaufen schauen überall vereinzelt Gebeine und Knochenteile heraus, was wohl besonders durch den in den letzten Tagen niedergegangenen Regen hervorgerufen sein mag. Auch liegen so vereinzelt Knochen und solche Teile frei herum. Der auf dem Bilde freiliegende Totenschädel ist heute zerschlagen von uns vorgefunden worden.

Am 23. August antwortete das Landratsamt, dass die Stelle, an der die Knochen gefunden wurden, inzwischen eingezäunt worden sei. Der Dachauer Bürgermeister Nikolas Deichl machte eine Ortsbesichtigung und entschied, dass die Knochen auf dem städtischen Friedhof beigesetzt werden sollten. Die Fundstelle wurde provisorisch hergerichtet in Erwartung ausländischer Besucher am 11. September, der damals vielerorts in the neuen Bundesrepublik als "Tag der Opfer des Faschismus" gefeiert wurde. Nach Deichls Meinung sollte nicht mehr unternommen werden, insbesondere keine Untersuchung stattfinden. Erstaunlicherweise schreib der Bürgermeister, dass er die Massengräber der KZ-Opfer nicht finden konnte. Möglicherweise wusste er nicht, dass sie oben auf der Leiten lagen.

Angesichts dieser nachlässigen Behandlung müssen einige der Überlebenden sich entschieden haben, sich an die Amerikaner zu wenden. Am 22. August fragte die US-Besatzungmacht bei der bayerischen Staatsregierung nach, wie sie gedenke, mit dem Knochenfund umzugehen. Die Staatsvertreter antworteten erst am 9. September, nachdem Presseberichte in den USA erschienen waren, dass die Militärregierung in "8 bis 10 Tagen" mit einer Antwort rechnen könne.[11]

Am 8. September 1949 erschein auf der ersten Seite der New York Times ein kurzer Spezialbericht des Korrespondenten Michael James: "Germans Dig Up Dachau Graves / Will Use the Soil Commercially" ('Deutsche heben Dachauer Gräber aus / Werden die Erde kommerziell nutzen'):[12]

München, Deutschland, 7. Sept. – Deutsche Arbeiter fingen heute an, die Gräber von tausenden im Konzentrationslager Dachau Gestorbenen auszugraben. Beamte sagten, dass die Erde zu kommerziellen Zwecken verwendet werden sollte [that the earth was to be used for commercial purposes], wegen dem hohen Tongehalt wahrscheinlich zur Herstellung von Töpferwaren.
Laut unanfechtbaren Zeugen der Militärregierung und britischen Zeugen, die die Stelle der Ausgrabung in der Nähe von Dachau besichtigten, waren zahlreiche menschliche Knochen aufgedeckt auf einer Fläche von 20 Quadratmetern, wo heute mit dem Graben begonnen wurde.
Als die Erde mit Spaten ausgehoben wurde, wurden die Knochen getrennt und in eine Holzkiste geworfen. In der Nähe lag ein Schild mit einem Davidstern im Gras. Dieses Schild, laut Carlos Munschenheim [sic], Vertreter der Lagerüberlebenden und selbst ein mehrjähriger Insasse,[13] markierte das Grab von ungefähr 2.000 Opfern der Nazis. Ein weiteres Grab, noch unberührt, liegt etwa 100 meter entfernt. Das Grab soll die Knochen von 3.000 Männern und Frauen enthalten.

Weiter wurde berichtet, dass ein Firmenvertreter sowie Dachauer Stadtrat Andorfer (ein anderer Bericht nennt ihn Andolfer), der gleichzeitig Friedhofsverwalter war, behaupteten, die Knochen stammten von einer mittelalterlichen Siedlung, obwohl einige der Kieferknochen Zähne mit Füllungen enthielten. Schliesslich sollte Andorfer gesagt haben, dass beide Gräberstellen umgepflügt werden würden, damit sie im Frühjahr gesät werden könnten.

Dieser teilweise irrtümliche und sicherlich irreführende Bericht wurde am nächsten Tag ergänzt von James' Report über die Reaktion der US-Militärregierung zu seiner Meldung des Vortages: "U.S. befiehlt Schliessung der Gräber bei Dachau / Macht die bayerische Staatsregierung verantwortlich / Leitet Untersuchung ein."[14] Im Bericht wurde sowohl Kritik an der Militärregierung geübt, die ihrer Aufsichtspflicht nicht nachgekommen war, als auch an den Deutschen: "Die ausgrabenden Arbeiter gestern fühlten scheinbar keine besondere Schuld und erklärten, dass alles das Werk 'jener schrecklichen Nazis' war." Dazu erschien ein Kommentar "Die Toten von Dachau," der einen für den weiteren Verlauf wichtigen Irrtum erhärtete:

…die neueste Meldung aus Dachau berichtete, dass der Ort, wo tausende von Opfern Dachaus begraben wurden, zu kommerziellen Zwecken ausgegraben wurde, bis die US Militärregierung einschritt. Der Tongehalt der Erde macht sie wertvoll für die Herstellung von Töpferwaren. Die Knochen der Toten wurden in Holzkisten geworfen. Knochen können auch in der Herstellung von Porzellan verwendet werden; obgleich die Meldung es nicht sagt, vielleicht beabsichtigten die sparsamen Deutschen, dass selbst die Knochen von Dachaus Toten nicht verschwendet werden sollten.
Die unsafte Art, mit der diese Grabstätte behandelt worden ist, ist so offensichtlich anstössig, dass es unglaublich scheint, dass es selbst von denen ausgedacht werden könnte, deren Gedächtnisse unbeschwert von Schuld oder unbeschadet von zwölf schicksalsschweren Jahren deutscher Geschichte sind.[15]

Was war wahr, was war falsch? Aus dem eigentlich Verlauf im August können wir schliessen, dass dieser Reporter den ursprünglichen Knochenfund in Sand (nicht Lehm oder Ton) am Fusse des Hügels, wo die (trockenen) Knochen eher in eine Kiste gestellt worden sein mögen, mit einer gerade begonnenen Probegrabung der zwei KZ-Massengräber oben in tonhaltiger Erde durcheinanderbrachte. Aus der industriellen Sandgewinnung hat er (oder einer seiner nicht gerade wohlinformierten Informanten) die Porzellanmanufaktur Töpferei erdichtet, die dann vom Kommentator aufgegriffen wurde. Wie wir sehen werden, hat Dieser Vorwurf der "industriellen Verwertung" führte zu einer heftigen Reaktion in Frankreich geführt, mit weitreichenden Folgen für die Westdeutschen.

Am 9. und 10. September erschienen weitere Berichte in einigen Zeitungen des In- und Auslandes. Ein besonders informativer Artikel fand sich in der "Neuen Zeitung," einem von der US-Militärregierung herausgegebenen deutschsprachigen Blatt, das in München erschien. In der Münchener Ausgabe Es wurden auch zwei Fotos abgedruckt, eines zeigte die Baustelle direkt am Bahndamm, das andere Knochen in einer Kiste. Dieser Bericht enthält einige wichtige Informationen, die aber irreführend gewirkt haben mögen. Obwohl der Artikel klar zwischen den beiden Grabstätten unterschied, berichtete er zuerst von der bekannten aber ungekennzeichneten KZ-Grabstätte oben, dann von dem neuen Knochenfund in der Sandgrube unten:[16]

Keine 100 Meter von der Grünfläche entfernt wird der Bergboden sandig. Hier schippten bis gestern einige junge Arbeiter für den Ausbau eines Kieswerkes des Münchener Sandhändlers Goettel. Beim Loslösen einer Sandmauer stiessen seine Leute auf zahlreiche Leichenknochen. Der zuständige Friedhofsverwalter benachrichtigte das bayerische Innenministerium, das durch zwei Vertreter die Untersuchungen einleitete.

Der Artikel implizierte, dass die Gebeine erst vor kurzem gefunden wurden, da  "bis gestern" geschippt wurde, wobei diese (Schaufel‑?)arbeiten "zur Anlage eines Kieswerkes" nach Auffindung der Knochen "sofort eingestellt" wurden (geschah das nicht schon im August?). Der Bericht sagte ausdrücklich, dass es sich bei den im Sand gefundenen Gebeinen um KZ-Häftlinge handele, obwohl der Bürgermeister von Dachau erst das Ergebnis einer gerichtsmedizinischen Untersuchung abwarten wolle.

Am 12. September wurde dann das Ergebnis einer ersten Untersuchung der Knochen, vom Gerichtlich-medizinischen Institut München, veröffentlicht: die Menschenknochen waren auf jeden Fall länger als 10 Jahre in der Erde, wahrscheinlich zwischen 50 und 100 Jahren. Damit war ein Zusammenhang mit dem KZ praktisch ausgeschlossen. Trotzdem ging der Skandal weiter, denn auch ohne den aufwiegelnden Vorwurf der "kommerziellen Nutzung" war der internationalen Öffentlichkeit klargeworden, dass die KZ-Massengräber auf der Leiten nicht nur ungepflegt waren, sondern bei der Probegrabung sogar pietätslos behandelt wurden.

Die Geschichte der KZ-Gräber seit 1945 (back to top)

Was war seit Kriegsende geschehen? Mitte June 1945, sechs Wochen nach der Befreiung von Stadt und Lager Dachau, meldete die Agentur Associated Press:[17]

Zwei steinerne Säulen, 50 Fuss [15m] hoch, die eine von einem Kreuz, die andere von einem Davidstern bekrönt, werden hier von Dachauer Bürgern auf Anweisung der Alliierten Militärregierung errichtet, um das Massengrab von 3.500 Opfer des Konzentrationslagers Dachau zu markieren.
Das Grab wird von Rosen bedeckt sein, die von April bis November blühen, wobei vor ihm die Säulen und ein geräumiger Platz stehen werden. Eine fast viertelmeilenlange [ca. 400m] Treppe wird hinaufführen zur Stätte, situiert auf einem Hügel im Norden der Stadt.

Diese Denkmalsanlage, die RM500.000 kosten sollte (ca. 450.000 Euro in 2003[18]), sollte aus Steinen des Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg gebaut werden. Dieser Plan kam jedoch nie zur Ausführung, denn der Dachauer Stadtrat stellte am 27. Juli fest, dass der Architekt Buechner eine Verbindung zuder NSDAP gehabt nahe gestanden hatte. Stattdessen wurde der Gartenarchitekt Seifert beauftragt, für RM60.000 die Anlage landschaftlich zu gestalten. Mitte Oktober 1945 tauchte dann ein Entwurf vom bekannten Münchener Bildhauer Karl Knappe auf. Sein "Befreiungsmal," das aus Trümmern der Stadt München gebaut werden sollte, bestand aus einer 20m hohen und 20m breiten Halle auf halbkreisförmigen Grundriss. Ein 35m hoher Pfeiler mit einer "Sonne" in goldener Mosaik sollte aus der Mitte des Halbkreises aufragen.[19] Doch auch dieser Entwurf kam nie zur Ausführung. Ästhetische und Kostengründe waren ausschlaggebend. In den Zeitungen schlugen Leser vor, dass ein schlichter Ehrenhain, vielleicht in Verbindung mit Wohnungen, ein Krankenhaus, oder auch ein Waisenhaus für Überlebende, ein sinnvolleres Gedenken darstellen würden.

Im Juni 1946 schrieb dann das bayerische Kultusministerium einen Wettbewerb aus, der eine architektonisch gerahmte Plastik in einem Gedenkhain vorsah. Keine der 21 Einsendungen wurde für akzeptabel befunden Die Auswahlkommission empfiehl eine Neuausschreibung, die den Friedhofscharakter mehr hervorhob. Jedoch hat Das Kultusministerium die Neuauschreibung nie in die Wege geleitet. Die vier angekauften Einsendungen wurden im Januar 1947 bei einem Brand im Kultusministerium zerstört. Trotz einigen Anfragen von anderen Dienststellen scheint das Projekt im Kultusministerium in Vergessenheit geraten zu sein, bis der Knochenfund im Sommer 1949 den vernachlässigten Zustand der Gräber wieder an die Öffentlichkeit brachte.

Sonntag, der 11. September 1949, wurde, wie gesagt, als "Tag der Opfer des Faschismus" gefeiert. Dazu berichtete die Süddeutsche Zeitung zwei Tage später: "In sämtlichen grösseren Städten der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetzone fanden, wie dpa meldet, würdige Feiern zum Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus statt."[20] Bei einer Gedenkstunde im Plenarsaal des bayerischen Landtags sprach Buchenwald- und Auschwitz-Überlebender Philipp Auerbach, Leiter ("Generalanwalt") des Landesamts für Wiedergutmachung in Bayern und damit der staatliche Repräsentant der KZ-Überlebenden. Er verteidigte die bayerische Staatsregierung, die zur Instandsetzung von KZ-Gräbern vor der Währungsreform im Juni 1948 RM720.000, und seitdem noch DM120.000 ausgegeben habe. Aber er hatte nicht nur Positives zu sagen. Er sprach sich, wie auch andere Redner im Landtag und in anderen Städten Deutschlands, scharf gegen die "Renazifizierung" aus. Damit meinte er, wie ein Agenturbericht der Associated Press (AP) ihn zitierte, dass z.B. "ehemalige Mitglieder verbrecherischer Organisationen im neuen Bundestag sitzen." (Damit waren sechs Mitglieder der hessischen FDP gemeint, die gerade gewählt worden waren.) Schliesslich kündigte Auerbach an, dass er zur weiteren Klärung der Lage "eine systematische Untersuchung des Grabes und der Umgebung von archäologisch geschulten Kräften" durchführen lassen würde.

Am 20. September 1949 war es dann so weit. Proben von zwei der am Fuss des Leitenbergs entdeckten Skelette wurden zur Untersuchung nach Washington und München geschickt. Am 22. September meldete die Süddeutsche Zeitung ferner, dass neben neun vollständigen Skeletten vier Patronenhülsen "Modell 1936" gefunden worden waren. (Spätere Berichte nannten Jahrgänge von 1936 bis 1943. In den Dokumenten ist keine Erklärung für das Vorhandensein dieser Hülsen zu finden.) Der Dachau-Überlebende Fritz Klein sagte eidesstattlich aus, dass er mit 100 anderen KZ Häftlingen im Januar 1945 dieses Grab angelegt hatte. Eine sensationelle Meldung des nächsten Tages gab Anlass zu einem Schlagabtausch zwischen Auerbach und Dachauer Bürgermeister Deichl. Unter der Schlagzeile "Neues Massengrab mit 4000 Leichen entdeckt" hiess es im Wortlaut:[21]

Ausser den freigelegten neun vollständig erhaltenen Skeletten wurde in 100 m Entfernung von der Fundstelle ein grosses Massengrab festgestellt. In diesem Massengrab, welches in einer Tiefe von 2,80 Meter liegt, wurden … ausser Stoff- und Strumpfresten zum Teil mit Sehnen bedeckte Knochenteile …  und ducheinandergeworfene Leichen gefunden, die … in Verwesung übergegangen waren. … Die Anzahl der dort befindlichen Leichen, die auf einer Fläche von 30 m verteilt sind, darf mit 4000 nicht zu hoch gegriffen sein.

Dazu erklärte Dachauer Bürgermeister Deichl gegenüber Associated Press, das neue Grab sei "von den Amerikanern nach ihrem Einmarsch in Dachau angelegt worden."[22] Es handle sich um ehemalige KZ-Häftlinge, die im Lager bei der Befreiung tot aufgefunden worden seien. Auerbach, der erst nach Kriegsende nach München kam, wusste wohl nicht, dass Deichl recht hatte, als er dessen Äusserungen als "unerhörte Frechheit" und ein "Manöver, um die Schuld von sich abzuwälzen" bezeichnete. Später am 24. September betitelte der Münchner Merkur einen ausgewogenen dreispaltigen Bericht auf der Seite 3: "Der Leitenberg ist ein Leichenberg."[23] Ein Leitartikel kommentierte das Geschehen:

Es ist die heilige Pflicht jeder Nation, sich ihrer Toten anzunehmen und ihnen eine würdevolle Ruhestätte zu schaffen. Diese menschliche Pflicht vor allem wurde in Dachau — durch wen auch immer verletzt und das Versäumte wird, wie ausländische Pressestimmen zeigen, der deutschen Nation zur Last gelegt. … Wir würden … [diese Pflicht] verletzen, wollten wir jetzt nicht dafür Sorge tragen, dass die Toten von Dachau unsere Toten werden.

Irrtümer, Vorwürfe und Schuldzuweisung (back to top)

Vier Tage später, am 28. September 1949, wiederum im Münchner Merkur, folgten dieser hellsichtigen Einschätzung erste Höhepunkte der Irreführung und der Verantwortungsverleugnung. In der Münchner Ausgabe wurde die Auffindung eines Lageplans im Dachauer Landratsamt gemeldet, unter der übertriebenen Schlagzeile "20 500 Opfer auf dem Leitenberg."[24] Diese hohe Zahl wurde errechnet, indem man von 15 100 von der SS begrabenen Opfern ausging, zuzüglich 5380 von den Amerikanern. Tatsächlich waren es etwa 4000 von der SS, und ca. 2100-2400 von der US-Armee Bestattete.)

Für die Verantwortungsverleugnung sorgte die Dachauer Ausgabe des Merkur am selben Tag, die vor lauter Unschuld jubelte. Eine drei Spalten breite Schlagzeile oben auf Seite eins verkündete "'Die Dachauer sind schuldlos an den Kz-Greueln' / Erklärung des Landrats vor dem Kreistag." In Fettdruck hervorgehoben stand folgende Zusammenfassung der betreffende Passage des Berichts vom Landrat Heinrich Junker, der mit Hinweis auf das sowjetische Nachkriegsinternierungslager in Buchenwald auch noch das antikommunistische Register zog:

Die bekannten Vorwürfe gegen Stadtverwaltung und Landrat seien nicht aufrechtzuerhalten. Für die im Kz verübten Greuel aber sei die Dachauer Bevölkerung ebensowenig verantwortlich zu machen, wie etwa die in Buchenwald wohnende Bevölkerung für das, was dort alles geschieht. … Wir haben die Pflicht, so schloss der Landrat, "uns immer wieder dagegen zu wehren, dass wir Schuld auf uns geladen hätten." Kreisrat Teufelhart erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass Dachauer Bürger den armseligen Gestalten aus dem Kz, die für öffentliche Arbeiten eingesetzt waren, vielfach geholfen hätten und dafür mitunter selbst, wenn auch nur kurzfristig, ins Kz gekommen seien.

Mit dieser Erklärung hatten die Kreisvertreter zwei der drei Hauptmotifs der Schuldabwehr ins Feld geführt, die zu den Gründungsmythen der Bundesrepublik gehören: den Mythos der Viktimisierung und den Mythos des Widerstands.[25] Ein nebenstehender weiterer Bericht, ebenfalls auf der ersten Seite, unterstrich diese Botschaft mit einem weiteren fettgedruckten Absatz, der eine Stellungnahme von Auerbachs Beauftragtem Carlos Muschenheim, dem Leiter der Ausgrabungsarbeiten, wiedergab. Demzufolge habe Muschenheim gesagt,

dass die Stadt Dachau mit den KZs nicht identifiziert werden dürfte, dass die vielen Dachauer Bürger unter eigener Lebensgefahr den Häftlingen geholfen hätten und dass von allen Seiten das Interesse bestünde, baldmöglichst mit Unterstützung aller daran interessierten Kreise im In- und Ausland einen versöhnenden Abschluss zu finden.

Doch das Ausland war weniger an einem versöhnenden Abschluss interessiert als an einer dauerhaften, würdigen Gedächtnispflege. Insbesondere in Frankreich erregten sich die Gemüter. Zum einen wurden Mitte September und Anfang Oktober die irreführenden Meldungen und das Kommentar der New York Times weitergesponnen. Es hiess nunmehr, dass die Knochen "verbrannt" bzw. "der chemischen Industrie verkauft" worden seien.[26] Vor Ort trat allerdings in den nächsten Wochen eine gewisse Ruhe ein. Selbst als am 13. Oktober irrtümlich die Auffindung der Leiche des französischen Generals Delestraint gemeldet wurde, gab es nur eine kurze Meldung.[27] (Delestraint, der die Untergrundarmee der Resistance geführt hatte, wurde nämlich am 19. April 1945 durch Genick- und dann Kopfschuss getötet und anschliessend verbrannt.[28]) Selbst eine offizielle Anfrage der französischen Regierung an die Bundesregierung, die am 7. November nach Bayern weitergeleitet wurde, wurde schnell und ohne Aufsehen erledigt.[29] Doch diese Ruhe vor Ort trügte. Bei hochgestellten Interessierten im Ausland wuchs die Verärgerung über die Vernachlässigung der Leitengräber weiter.

Die Debatte in der französischen Nationalversammlung (back to top)

Schon Ende September und wieder Anfang und Mitte November besuchten französische Gruppen den Leitenberg.[30] Trotz einigen unangenehmen Eindrücken—die erste Gruppe wollte den Dachauer Bürgermeister wegen seiner Äusserungen verklagen—liessen sie sich immer wieder beschwichtigen. Doch wurde die Sache langsam brenzelig. Angeblich liess die letzte Gruppe sich vom US-Landeskommissar für Bayern Clarence Bolds überreden, eine für den 22. November geplante Diskussion in der französischen Nationalversammlung um zwei Wochen zu verschieben. Damit sollte dem bayerischen Staat die Chance gegeben werden, den unwürdigen Zustand zu beheben.[31] Am 21. November schrieb Bolds einen scharfen Brief an den bayerischen Ministerpräsidenten, den er bei einer persönlichen Unterredung übergab. Bolds versuchte, Ehard den Ernst der Lage klarzumachen:[32]

Ich kann nicht glauben, Herr Ministerpräsident, dass die Bayerische Staatsregierung bei der Pflege dieser Gräber lediglich die Mindesterfordernisse beachten will, sondern nehme vielmehr an, dass sie den Wunsch hat, den Toten vom Leitenberg alle Ehre zukommen zu lassen, um sich damit von den Untaten des Hitler-Regimes vollkommen zu distanzieren. …
Irgendeine amtliche Stelle muss jedoch von den Gräbern vom Leitenberg gewusst haben – und durch die Unterlassung jeglicher Massnahmen, selbst der Erfüllung der Mindesterfordernisse für die Pflege dieser Gräber, hat sie Bayern heute in den Verdacht gebracht, sich wenig oder garnicht um die Opfer von Dachau zu kümmern. …
Da dieser Fall vom Amerikanischen Hohen Kommissar mit grossem persönlichem Interesse und grosser Sorge verfolgt wird, wäre ich Ihnen ausserordentlich dankbar, wenn Sie mich über den weiteren Verlauf der Angelegenheit auf dem laufenden halten würden.

Am selben Tag rief Ministerpräsident Ehard den Ministerrat zusammen, der dann eine Kommission bildete, die Sorge tragen sollte, dass die Stätte unter der Obhut des Kultusministeriums würdig ausgestaltet werden würde.[33] Die Kommission bestand aus Justizminister Müller, Innenminister Ankermüller, und Kultusminister Hundhammer, die alle persönliche Erfahrungen im KZ Dachau gemacht hatten.

So weit, so gut. Doch bald fing der bisher unterschwellig grassierende Antikommunismus an, Unheil zu stiften. Generalanwalt Auerbach, der im vergangenen Mai wegen Verärgerung über kommunistische Ausrufe bei einer Gedenkveranstaltung in Hamburg seinen Austritt aus der von ihm mitgegründeten VVN öffentlich erklärt hatte, lag derzeit im Clinch mit einigen politisch aktiven Dachau-Überlebenden, die ihre Verbindungen zu Kommunisten oder zum Kommunismus nicht verleugnen wollten.[34] Insbesondere mit dem bayerischen Justizminister Josef Müller (CSU, aber mit Kommuniten im und nach dem Lager befreundet) bestand ein langwährendes Spannungsverhältnis.[35] Die Bildung der Ministerkommission ärgerte Auerbach umso mehr, weil er seine Kompetenz dadurch angefochten sah.[36] Schon seit Anfang September musste sich Auerbach gegen Vorwürfe der Leiten-Gräbervernachlässigung verteidigen, denn sein Amt war für alle KZ-Friedhöfe in Bayern verantwortlich.[37] Schliesslich wurde Auerbach öffentlich kritisiert, weil er sich für einen umstrittenen Denkmalsentwurf eingesetzt hatte.[38] Anfang November nahm Auerbach angesichts der Auffindung weiterer Massengräber Abstand von dem Denkmalsentwurf.[39]

Auerbach war entsprechend gestimmt, als eine Gruppe von fünf Überlebenden von Dachau, die alle Abgeordnete des französischen Parlaments waren, am 25. November in München eintraf. Die Abordnung wurde von der FNDIRP, einem Zusammenschluss französischer Widerstands- und KZ-Organisationen, entsandt, um die Behauptung der New York Times zu überprüfen, die Skelette vom Leitenberg sollten "für industrielle Zwecke" verwendet werden.[40] Gleich bei ihrer Ankunft betonte Auerbach der Presse gegenüber, er und der französische Verbindungsoffizier hätten keine offizielle Kenntnis von der Gruppe, die er als "ein Treffen gleichgesinnter Menschen, die als kommunistisch anzusprechen" seien, bezeichnete.[41] Am 26.11. begleitete gleichwohl verantwortlicher Kommissionsmitglied Justizminister Müller die französischen Parlamentarier zur Leiten, wo sie einige Zeugen interviewten, u.a. Arbeiter des Sandgewinnungsunternehmens, Zola Philipp von der Dachauer VVN, Hans Schwarz, den Generalsekretär der deutschen VVN, und Leonhard Roth, ein Dachau-Überlebender, der noch im ehemaligen Lager Dachau lebte als PriesterKurat der inzwischen dort eingerichteten Flüchtlingswohnsiedlung.[42]  Kurz vor ihrer Abreise am 29. November empfing Ministerpräsident Ehard die Gruppe, wobei das enstündige Gespräch harmonisch verlief. Allerdings löste der unmittelbar danach veröffentlichte Bericht der Franzosen einen Sturm der Entrüstung bei Ehard und Auerbach aus.

Der anstössigste Halbsatz des Berichts, der nur in einer späteren, gedruckten Version überliefert ist, ist möglicherweise auf einen Übersetzungsfehler der Süddeutschen Zeitung zurückzuführen.[43] Am 30. 11. hob die Zeitung in Fettdruck hervor, die Kommission habe festgestellt, "dass die Gebeine der Deportierten bis jetzt achtlos der Ausbeutung durch die Firma Götler überlassen wurden".[44] Eigentlich sprach der Bericht an einer Stelle lediglich von "industrieller Auswertung," ohne Erwähnung von Gebeinen, und im abschliessenden Satz von der Zusicherung von Ministerpräsidenten Ehard, dass die "industrielle Ausnutzung des Leitenbergs" sofort aufhören würde.[45]

Auerbach und Ehard reagierten heftig. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung  wiederholte Ehard Auerbachs Behauptung vom 26. November, dass die Delegierten "einer privaten Widerstandsorganisation" angehörten und "ohne amtlichen Auftrag" gekommen seien.[46] Das Communiqué sei "skandalös" und seine Darstellung "absolut unrichtig". Hätten die Mitglieder es ihm bei der Audienz vorgetragen, hätte er sie "hinausgeworfen." Auerbach sagte der Presse, die Kommission bestehe "aus lauter Kommunisten", die "eine Propagandakampagne gegen Deutschland" starten wollten und "übelste politische Brunnenvergiftung" betrieben. (Vier der sechs Mitglieder waren tatsächlich Kommunisten.) Am 30. November hat Ehard seine beleidigenden Vorwürfe als Antwort auf eine Anfrage der SPD im Landtag wiederholt.[47]

Damit war ein Ton angeschlagen, der von vielen deutschen Zeitungen aufgegriffen wurde. Mit Schlagzeilen wie "Eine unerhörte Beleidigung" (Süddeutschen Zeitung und Neue Zeitung) berichteten sie über die Landtagssitzung am 30. November.[48] Der Münchner Merkur betitelte seinen dreispaltigen Bericht oben auf der ersten Seite "KP-Intrige gegen deutsch-französische Verständigung". Darin verstieg er sich zum kaum verhüllten Antisemitismus, als er den Abgeordneten Serre als "kleinen untersetzten Mann mit undurchdringlichem Lächeln in den listigen Augen" beschrieb, der mit einem "unverständlichen Wortschwall" auf die Fragen der Journalisten geantwortet habe. Am 2. Dezember verurteilte Bolds ebenfalls das Communiqué der Franzosen, das auch der US-Militärregierung Nachlässigkeit vorwarf. Im Rückblick muss man jedoch konstatieren, dass sämtliche Feststellungen des Berichts richtig waren. Selbst die erstmals darin veröffentlichte Information, der damalige Dachauer Landrat Schwalber habe den Zement, den die Militärregierung 1945 für das Denkmal zur Verfügung gestellt hatte, zum Brückenbau in Dachau verwendet, wurde im Januar 1950 ein einem offiziellen deutschen Untersuchungsbericht bestätigt.[49]

Die ganze Aufregung um den eventuellen Übersetzungfehler hatte die deutsche öffentliche Diskussion von dem eigentlichen Vorwurf der fahrlässigen Vernachlässigung der Gräber abgelenkt. Stattdessen wurde der Eindruck erweckt, die Deutschen seien Opfer einer kommunistischen, womöglich auch jüdischen Verschwörung, die deutsch-französische Verständigung zu stören.[50] Gleichwohl hatte die französische Abordnung der FNDIRP eines erreicht: die Staatsregierung nahm die Sache jetzt ernst. Am 1. Dezember fuhren Ehard, Müller, Ankermüller und ein Vertreter von Hundhammer in Begleitung von Bolds nach Dachau, um erstmals (ausser für Müller) eine Ortsbesichtigung vorzunehmen.[51] Am 6. Dezember traf dann eine neue Delegation französischer Parlamentsabgeordneter ein, um, wie die Süddeutschen Zeitung schrieb, "einen antikommunistischen Gegenbericht" zu liefern.[52]

Diese Delegation, geführt vom französischen Justizminister Edmond Michelet (auch er war Dachau-Überlebender), begab sich sofort nach Dachau. Sie befragte Auerbach nach den Massnahmen, die er gegen die verantwortlichen Bürgermeister von Dachau ergreifen wolle, traf mit Ministerpräsidenten Ehard zusammen, liess verlauten, dass niemand an der industriellen Verwertung der Knochen glaube, und reiste am selben Abend wieder ab.[53] Allerdings stellte auch sie "mit einigem Nachdruck fest, dass ihrer Auffassung nach tatsächlich schwere Unterlassungen in den vergangenen Jahren begangen worden seien".[54] Als der Münchner Merkur dann am nächsten Tag seinen Bericht "Bayerische Behörden ohne Schuld" überschrieb, kam energischer Protest aus Frankreich. Die Staatskanzlei bewirkte eine Richtigstellung noch vor der französischen Parlamentsdebatte am 13. Dezember.[55]

Das Protokoll der französischen Debatte ist ein sehr interessantes Dokument, das zeigt, wie sehr das Ansehen Dachaus, Bayerns und Deutschlands wegen der Gräbervernachlässigung in den Augen des Auslands gesunken war.[56] Erst berichteten fünf Mitglieder der Delegation, die auch Flossenbürg, Bergen-Belsen, Neuengamme, Lübeck, Bremen, Mauthausen, Hartheim und Ebensee besichtigt hatten.[57] Dann versuchte Michelet, der Leiter der zweiten Delegation, die ersten Berichterstatter zurechtzuweisen, indem er behauptete, seine Gruppe habe (während ihrer Eintagesbesuch) mehr gearbeitet und weniger Lärm gemacht. Bei der Aussprache wurde aber klar, dass Michelet den Berichten der ersten Delegation nichts hinzuzufügen hatte. Schliesslich kam die Versammlung überein, den französischen Aussenminister Schuman, der anwesend war, anzuweisen, aufs Schärfste gegen die Entweihung der Dachauer Gräber zu protestieren. Er sollte auf Massnahmen dringen, die den Erhalt von Gedächtnisorten mit Überresten von Opfern der Nazibarbarei , auf Dauer sichern und zugänglich machen würden. Schuman hat dies in der Tat getan, im deutsch-französischen Protokoll über die Beendigung des Besatzungsregimes in der Bundesrepublik Deutschland, das im Oktober 1954 in Paris unterschrieben wurde.[58] Ein knappes Jahr später hat dieses Zusatzprotokoll den Versuch des Dachauer Landrats Junker verhindert, das Dachauer KZ-Krematorium abreissen zu lassen.[59]

Eine Verlautbarung der bayerischen Staatskanzlei gleich nach Abschluss der französischen Debatte behauptete tatsachenwidrig, dass die französischen Untersuchungen festgestellt hätten, dass die Knochen der KZ Opfer nicht "schamlos profaniert" worden waren.[60] Obwohl das Sitzungsprotokoll und die Überschriften der französischen Zeitungen klar machten, dass genau das Gegenteil der Fall war, wurde die bayerische FalschaussageErklärung von einigen deutschen Zeitungen aufgegriffen.[61]

Das Lokalpublikum hat sich mit der Frage der Schuld obsessiv beschäftigt. Bei seiner Sitzung am 15. Dezember beschloss der Dachauer Kreistag einstimmig, dass der Landrat und der Bürgermeister unschuldig seien—aufgrund von deren eigenen Aussagen!.[62] In der Diskussion befand Kreisrat Wittmann, Besitzer des Grundstücks auf der Leiten und ehemaliger Mitglied der SS, dass die VVN "auch … Schuld daran" trage, denn sie hätte die Behörden früher und eindringlicher auf deren Versäumnis aufmerksam machen können.[63] Kreisrat Weiss benutzte einen Begriff der Entnazifizierung, als er sagte, die "Hauptschuld" treffe "gewisse Kzler, die heute noch in Dachau sässen [und] von 1945 bis 1949 Schwarzmarktgeschäfte getrieben" hätten, anstatt sich ihrer Toten zu erinnern. Der antisemitische Ton (der Schwarzmarkt wurde damals stark mit Juden assoziiert) wurde noch deutlicher, als andere Kreisräte von "dunklen Geschäftemachern" sprachen, und der "amerikanische Regierung" auch noch verantwortlich für die Vernachlässigung machten.

Trotz solcher Selbstentschuldigungen war die andauernde politische Brisanz des Vorfalls der bayerischen Staatsregierung jedoch klargeworden. Dies wird am Aufwand deutlich, mit der sie die Herrichtung der Stätte für die vorläufige Einweihung am 16. Dezember 1949 betrieb.[64] Einladungen an 149 Einzelpersonen und Gruppenvertreter wurden verschickt, vom AstA der Universität bis zur Landespolizei. Die Mitglieder beider Kammern des Landtags wurden zur Teilnahme aufgefordert. Dazu kamen die Bürgermeister von München und Dachau, Vertreter der Parteien, der Verfolgtenorganisationen und aller Auslandsvertretungen in München, sowie 41 Fotografen und Journalisten.[65]

Bemühungen des bayerischen Staates (back to top)

Nach der Feier war es einige Wochen ruhig um den Leitenberg. Am. 12. Januar 1950 legte dann Ministerialrat Walter einen Untersuchungsbericht vor.[66] Obwohl schon seit September von verschiedenen Untersuchungen gesprochen wurde, scheint dieser Bericht im wesentlichen von der französischen Parlamentsdebatte angeregt worden zu sein, denn sechs von zwölf Seiten beschäftigen sich mit der Frage "ob und inwieweit Einzelpersonen oder Behörden … verantwortlich zu machen sind".[67] Die Antwort war eindeutig aber umständlich formuliert, nämlich, dass sowohl die Stadt Dachau, als auch der Landrat, als auch das Kultusministerium, als auch Auerbachs Staatskommissariat Verantwortung trugen und Unterlassungen begangen hatten, obwohl keiner dies absichtlich getan habe. Trotz dieser eindeutigen Aussage interessierte den Lokalzeitungen wiederum nur die Frage der (kriminellen) Schuld. Am 19. Januar 1950 wurden Auszüge aus dem Bericht veröffentlicht mit Schlag­zeilen wie "Kein Verschulden am Leitenberg" und "Zusammentreffen widriger Umstände".[68] Dieser Versuch der Freisprechung wurde von massgeblichen Kreisen nicht anerkannt. Der US-Landkommissar, der französi­sche Generalkonsul, und die VVN liessen kritische Stellungnahmen verlauten.[69] Sie betonten, dass alle, nicht keiner, Verantwortung für die Vernachlässigung trügen. Die Staatsvertreter beschlossen, mit Hochdruck an der Ausgestaltung der Gräberfelder zu arbeiten.

Am 1. Februar schrieb das Kultusministerium ein Denkmalswettbewerb aus, um einen Entwurf zu einer Gedächtnishalle, die "der religiösen und nationalen Opferidee für den Frieden Rechnung trägt."[70] Der Wettbewerb sollte so zügig abgeschlossen sein, dass am 29. April 1950 der Grundstein gelegt werden könnte. Die Süddeutsche Zeitung berichtete über den Wettbewerb mit einem Freudschen Versprecher: "Mittelpunkt der Anlage … wird ein Krematorium sein, des Grundsteinlegung am 29. April … erfolgen soll."[71] Wahrscheinlich steckte das Bild der industriellen Verbrennung der Knochen nicht nur im Kopf des einen Journalisten. Aber das war nicht die einzige Peinlichkeit. Als das Ergebnis der US-Untersuchung des ursprünglichen Knochenfunds im März bekanntgegeben wurde, nämlich dass die Gebeine "nicht aus diesem Jahrhundert" stammten, verbreitete sich wie Lauffeuer der Gerucht, der Denkmalswettbewerb werde eingestellt, "'da auf dem Leitenberg keine KZ-Gräber seien.'"[72] Landeskommissar Bolds veröffentlichte eine Zusatzerklärung, um hervorzuheben, dass die Gräber vernachlässigt worden waren, und er wiederholte dies in einem offenen Brief an Ehard im April.[73]

Um seinem Image nicht noch mehr zu schaden, Die Staatsvertreter taten ihr Äusserstes, damit die Grundsteinlegung ein Erfolg werden würde. Ein besonders Radioprogramm wurde für den Abend vorher angesetzt, ebenso ein Empfang für die ankommenden Überlebenden.[74] Eine Woche vor der Feier wurden 500 Plakate in München angeschlagen, fünf Kinos in München und eins in Dachau zeigten ein Dia davon während der Werbung vor den Vorführungen.[75] Die Einladungsliste war der vom 18. Dezember ähnlich, enthielt aber auch Gäste auf nationaler Ebene. Und diesmal sollten die KZ-Überlebenden die Mehrheit bilden, was auch geschah: etwa 3000 waren anwesend, mit österrreichischem Bundeskanzler Figl, Albert Guérisse, dem Präsidenten des internationalen Dachau-Komitees, und dem französischen Justizminister Michelet. Bei der Feier sprachen Vertreter der jüdischen, protestantischen und katholischen Religion, sowie Auerbach, Landeskommissar Bolds, Eugen Kogon, and Michelet.[76] Ehard enthüllte vor dem Krematorium im Lager die Statue des "unbekannten KZ-Häftlings", eine neue Figur von Koelle.

Der Staat liess sich die Ausgestaltung von Dachau und den anderen bayerischen KZ-Gräbern auch etwas kosten. DM600.000 wurden im Haushalt vorgesehen, wovon DM400.000 für die Instandsetzung der Gräber in Dachau und den anderen 493 KZ-Grabstellen in Bayern schon ausgegeben worden waren, denn die meisten waren verwahrlost.[77] Weiterhin wurde die Ausstellung im Krematorium gründlich überarbeitet,[78] ein Auto für Fahrten vom Lager zur Leiten angekauft,[79] und die "Alte Römerstrasse" zwischen Lager und Leiten gebaut.[80] Selbst die Überlebenden (allerdings nur die nicht-kommunistischen) erhielten einen grosszügigen Zuschuss von DM12.000.[81]

Nachspiel (back to top)

Die Bemühungen haben die erhoffte Wirkung gezeigt: Dachau verschwand aus der Aufmerksamkeit der internationalen Öffentlichkeit. Eine achteckige Halle, 10,5m hoch und 9m im Durchmesser, wurde schliesslich zur Ausführung bestimmt.[82] Die eigentliche Grundsteinlegung im September 1951 fand ohne grosses Aufsehen statt. Die Einweihung, für den 5. Oktober 1952 geplant, wurde erst auf den November verschoben, und dann ganz fallengelassen. Die Ausstellung im Krematorium, weniger als zwei Jahre nach seiner öffentlichkeitswirksamen Eröffnung im Herbst 1950, wurde im Mai 1953 vom Finanzministerium in einer Nacht- und Nebelaktion geräumt. [83] So unwillig waren die Lokalmedien, und so abgelenkt durch den Kalten Krieg war das internationale Publikum, dass selbst eine offizielle Anfrage der französischen Regierung, die durch eine Fahrt französischer Dachau-Überlebender im Juni alarmiert worden war, nichts bewirkt hat. Erst im Sommer 1955, als Dachauer Landrat Heinrich Junker das KZ-Krematorium selbst abreissen lassen wollte, setzte eine gegenläufige Entwicklung ein. Obwohl die internationale Öffentlichkeit wieder mobilisiert wurde, war es letztenendlich das wegen des Leitenskandals hinzugefügte Zusatzprotokoll zu den Pariser Verträgen, das die Gedenkstätten schützte und des Landrats Plan beendete.[84]

Somit stand der Knochenfund im Sommer 1949 in der Nähe von Dachau am Schnittpunkt von zwei Entwicklungen in der Geschichte der Bundesrepublik. Zum einen gab es die Achse von Erinnerung und Vergessen, auf der die Spannung sichtbar wurde zwischen dem Verlangen der deutschen Behörden, sich an möglichst gar nichts aus der NS-Zeit zu erinnern, und dem Bemühen der Überlebenden, eine würdige, von der Gesellschaft respektvoll getragene Erinnerung an ihre getötenen Kameraden zu pflegen. Zum anderen gab es die Achse des Kalten Kriegs vom Kommunismus zum Antikommunismus, die eine Abspaltung, Ausgrenzung und Diffamierung von kommunistischen Überlebenden des Lagers ermöglichte. Die Bewegungstendenz der nächsten Jahre war eindeutig. Sie ging in Richtung von Vergessen der Vergangenheit und Ausgrenzung der Überlebenden. Erst nach 1955 trat eine langsame Rückwärtsentwicklung ein. (back to top)


[1] W.E. Süskind, "Judenfrage als Prüfstein," Süddeutsche Zeitung (SZ), 2. 8. 1949.

[2] Leo Schwarz, The Redeemers. A Saga of the Years 1945-1952, New York 1953, S.302ff. Schwarz war Augenzeuge, und dieser Bericht basiert auf seinem Tagebuch. Auf S. 376f schätzt er andere Berichte ein, insbesondere den von Norbert Muhlen in Commentary, Okt. 1949, S.355-60. Schwarz übersetzt den Leserbrief von "Adolf Bleibtreu," SZ, 9. 8. 1949. Siehe auch Frank Stern, The Whitewashing of the Yellow Badge. Antisemitism and Philosemitism in Postwar Germany, New York 1992, S. 337-41, der den Vorfall allerdings herunterspielt.

[3] Die Quellenbestände zum Leitenskandal sind keinesfalls vollständig ausgewertet worden. Bei künftigen Forschungsarbeiten sollten neben der Sammlung des Dachauer Gedenkstättenarchivs (DaA) folgende Archive ausgewertet werden: Landratsamt Dachau (mir wurde in den 80er Jahren Einsicht in nur einen Ordner Zeitungsausschnitte gewährt), Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (SAPMo), Dokumentationsarchiv des deutschen Widerstands, Frankfurt (DDW), Bayerisches Hauptstaatsarchiv München (BayHsta)(insbesondere die Nachlässe Pfeiffer und Schwalber), die Nachlässe von Hundhammer, Müller und Ehard in der Hanns-Seidel-Stiftung, und die Archives nationales in Paris. Kopien aus den Zeitungsausschnittsammlungen der Süddeutschen Zeitung, des Presse- und Informationsamts der Bundesregierung (PIB), und des Bayerischen Rundfunks habe ich ans DaA gegeben. Trotzdem würde eine systematische Auswertung der Lokalzeitungen sich lohnen. Im Hans-Schwarz-Nachlass in der Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus in Hamburg fehlen die relevanten Unterlagen, die vermutlich in den 50er Jahren in die DDR gebracht wurden und evtl. in die SAPMo landeten.

[4] Die Berichte hierzu stimmen in den Details nicht vollkommen überein. Siehe Marcus Smith, The Harrowing of Hell. Dachau, Albuquerque 1972, S. 138-141. Bei den Tagesdaten folge ich: Frantizek Kadlec, Tagebuch der Gruppe tschechischer Belegschaft, DaA, S. 16. Der von Hermann Weiss publizierte polnische Zeitungsbericht vom 29. 5. 1945 ist auch von Interesse. Siehe "Dachau und die internationale Öffentlichkeit," Dachauer Hefte 1(1985), S. 36. Laut einem Bericht von 1949 dauerten die Transporte vom 5. bis zum 10. Mai. Siehe Dachauer Nachrichten (DN), 16. 12. 1949.

[5] Siehe "7583 KZ-Opfer exhumiert," SZ v. 16. 5. 1959. (1355 der Opfer waren auf dem Weg nach Kempfenhausen exhumiert worden.)

[6] Michael Groiss, Leserbrief, SZ/Dachauer Neueste (SZ/DN), 6. 5. 1985. Siehe auch Dietrich Hentschel, Leserbrief, SZ/DN, 11. 1. 1975. Die Aussage vom Dachauer CSU Vorsitzenden Georg Englhard ist zitiert in SZ/DN, 6. 4. 1985, S. 9.

[7] Laut Staatsminister Anton Pfeiffer, Entwurf eines Fernschreibens an das Bundeskanzleramt, 7. 11. 1949, BayHsta, Stk 113625, soll am 22. März 1946 Ministerpräsident Hoegner die Verantwortung für die Errichtung des Denkmals übernommen haben.

[8] Zu der Pilgerfahrt von 1947, an der 250-300 Familien teilnahmen, siehe die Schilderung von Michelet in: Annales de l'Assemblée nationale, seance du 13 decembre 1949, S. 6806. Laut der Zeitung der KZ-Priester waren 275 ehemalige Kameraden vom 14. zum 20. Juli 1947 in Dachau. Siehe Stimmen von Dachau, Nov. 1947.

[9] Derzeit lief das jährliche Dachauer Volksfest unter dem Motto "Das andere Dachau."

[10] VVN Dachau an Landratsamt Dachau, 9. 8. 1949; VVN Dachau an VVN Munich, 12. 8. und 19. 8. 1949, SAPMo, V 278/2/159.

[11] "KZ-Gräber wurden vernachlässigt," Neue Zeitung, 10. 9. 1949.

[12] Übersetzung des Autors.

[13] Carlos Muschenheim war der Vertreter des Bayerischen Landesentschädigungsamts in Dachau.

[14] "U.S. Orders Graves at Dachau Closed," New York Times, 9. 9. 1949, S. 5. Dazu Kommentar auf S. 24: "The Dead of Dachau."

[15] Diese entscheidende Passage lautet im Original: "... although the story does not say so, perhaps the thrifty Germans intend that the bones of Dachau's dead will not be wasted, either. The unceremonious manner in which this grave-site has been treated is so obviously offensive that it seems incredible it could have been conceived, even by those whose memories are untroubled by guilt or unharrowed by twelve fateful years of German history."

[16] Siehe dazu die drei Fotos in den VVN-Nachrichten, 28. 9. 1949, S. 12.

[17] New York Times, 15 June 1945, S. 4: "Germans Honor Victims / Forced to Build Memorials to 3,500 Dachau Dead."

[18] Laut den Wechselkurstabellen in:  R.L. Bidwell, Currency Conversion Tables, 1970, S. 22f., und den Inflationsrechnern bei: http://www.jsc.nasa.gov/bu2/inflate.html.

[19] Ausführlicher hierzu: Harold Marcuse, Legacies of Dachau. The Uses and Abuses of a Concentration Camp, 1933-2001, Cambridge 2001, S. 190f. mit Abb. 31-32.

[20]  "Gedenkfeiern für die Opfer des Faschismus / Generalanwalt Dr. Auerbach über den Gräberfund bei Dachau," SZ, 13. 9. 1949. Der Münchner Merkur berichtete über das Untersuchungsergebnis bereits am 12. 9. 1949.

[21] Auerbachs Pressemeldung wurde im Wortlaut abgedruckt in: "Dachauer Knochen nach Washington / Sonderauschuss untersucht Knochenfunde," Abendzeitung (München), 23. 9. 1949.

[22] "Umstrittenes Massengrab," SZ, 24. 9. 1949.

[23] Manfred Lütgenhorst, "Der Leitenberg ist ein Leichenberg," Münchner Merkur, 24. 9. 1949.

[24] "20500 Opfer auf dem Leitenberg," Münchner Merkur, 28. 9. 1949. Für die Rechnung, die diese Schätzung ergab, siehe: Paul Hussarek, "Der Berg der Toten," in: Dachauer Stimmen, 2. 11. 1949 (DaA, Ordner "Leiten"). Siehe auch: "Lageplan der Massengräber gefunden," Süddeutsche Zeitung, 28. 9. 1949. Wie Landrat Junker in einem Interview mehr als 30 Jahre später sagte, war dies ein Zufallsfund. Siehe SZ, 22. 11. 1981.

[25] Siehe Marcuse, Legacies of Dachau, S. 73-77.

[26] Dies wurde vom französischen Justizminister (und Dachau-Überlebenden) Edmond Michelet in einer Debatte in der französischen Nationalversammlung gesagt. Siehe Annales de l'Assemblée nationale, seance du 13 decembre 1949, S. 6804f. Eine deutsche Übersetzung von Helmut Stein befindet sich im DaA, Ordner Leitenberg, und im DDW, AN2837, siehe dort S. 24. Michelet nannte als Quelle der "vielen" Berichte zwischen dem 15. und dem 21. September die "Kominform," und zitierte die Humanité vom 29. Oktober. Mir liegt einzig ein Bericht vor: Franc Tireur, 29. 9. 1949.

[27] "Leiche eines französischen Generals identifiziert," SZ, 14. 10. 1949.

[28] Siehe François-Yves Guillin, Le General Delestraint dans la Resistance. Premier chef de l'armee secrete, Dissertation Lyon, 1992, http://perso.wanadoo.fr/delestraint/p5.htm#LesFaits.

[29] Vormerkung der bayerischen Staatskanzlei über ein Telefongespräch von der Bundeskanzlei, 7. 11. 1949, BayHsta, Stk 113625.

[30] Zum ersten Besuch siehe Auerbach an Ehard, 5. 10. 1949, BayHStA Stk 113635: "Der Vertreter der französischen Regierung Monsieur Bonenfant hat lebhaften Protest gegen die Behandlung der französischen Offiziere durch die Stadtverwaltung Dachau … [eingelegt]. Die Kommission beschloss, von Verfolgung dieses Falles gegen den Bürgermeister abzusehen …." Zum zweiten siehe: "Ausländische Trauergäste in Dachau," MM/DN, 3. 11. 1949. Zur dritten französischen Gruppe, siehe die nächste Anmerkung.
Um dieselbe Zeit tagte der Rat der VVN in München, und hielt eine Gedenkstunde in Dachau ab, an der der Landrat und der Bürgermeister teilnahmen. Siehe den Bericht mit zwei Fotos in: "Das Grab auf dem Leitenberg / Gedenkstunde des Rates der VVN in Dachau," VVN-Nachrichten, 9. 11. 49, S. 8. Bei der Gelegenheit betonte der Landrat wiederum, "dass manches dieser Opfer hier und da von der Bevölkerung ein Stückchen Brot erhalten habe".

[31] In einem Brief an seinem Vorgesetzten den Hohen Kommissar McCloy vom 22.11. berichtete Bolds, dass er "letzte Woche" eine Delegation überredet hatte, die für den 22.11. anberaumte Interpellation in der französischen Nationalversammlung um zwei Wochen aufzuschieben, um die Bayern Zeit zu geben, einen würdigen Zustand herzustellen. Siehe Land Commissioner Bolds an US High Commissioner for Germany, 22. 11. 1949, BayHsta omgby 13/110-2/7. Ich habe keine andere Dokumentation dieses Besuches gefunden.

[32] Siehe Bolds an Ehard, 21. 11. 1949 (englisches Original mit deutscher Übersetzung), BayHsta, Stk 113628. Bolds berichtete von einer persönlichen Unterredung mit Ehard: Land Commissioner Bolds to US High Commissioner for Germany, 22. Nov. 1949, BayHsta omgby 13/110-2/7.

[33] Siehe "Dachauer KZ-Gräber unter Staatsobhut," SZ, 22. 11. 1949. Ehard schilderte den Verlauf wenig später vor dem Landtag. Siehe Verhandlungen des Bayerischen Landtags, Bd. V, S. 212 (30. Nov. 1949).

[34] Siehe Philipp Auerbach, "Warum ich die VVN verliess," VVN-Nachrichten, 25. 5. 1949, S. 2. Auerbach, der die VVN Bayern mitgründete, war im Dezember 1948 aus der SPD ausgetreten, um trotz des SPD-Unvereinbarkeitsbeschlusses in der VVN bleiben zu können. Siehe dazu "Dr. Auerbach nicht mehr SPD-Mitglied," DENA Bericht in Münchner Abendzeitung, 22. 12. 1948.

[35] Siehe die Artikelsammlung zu Müller im PIB, u.a. "Parkett-Krieg in Bayern / Auerbach über das Vorleben Müllers," Abendpost (Frankfurt), 26. 10. 1948, und "Ermittlungsverfahren gegen Auerbach wegen Verdachts der Untreue / Dr. Müller berichtet über Fälschungsaffäre," Neue Zeitung, 9. 2. 1951. Für den Zeitraum des Leitenvorfalls, siehe "Ehard: Kommunistische Urheberschaft festgestellt / Auerbach gegen Dr. Josef Müller / Dr. Müller erwidert," SZ 15. 12. 1949.

[36] Siehe Report vom Chief of Polit. Affairs Division James Clark an Bolds, 22. 11. 1949, BayHsta omgby 13/110-2/7: Auerbach habe am 22. 11. die Staatskanzlei angerufen "in a not very pleasant mood. … He was annoyed because he insisted that he had already done a great deal about improving conditions on the Leitenberg and now a higher authority had intervened."

[37] Siehe Auerbach an Ehard, 22. 11. 1949, BayHStA 113625, in dem er ergebenst seinen Rücktritt anbot. Siehe auch das Verzeichnis mit ein dazugehörigen 58 Schriftstücken vom 2. 11. 1949 bis zum 28. 1. 1950, BayHStA 113626.

[38] Für den Wortlaut des Spendenaufrufs mit einer Abbildung des Denkmalentwurfs von Fritz Koelle, siehe "Tag der Opfer des Faschismus 1949 / Aufruf zum Tag des Gedenkens an die Toten des KZ-Lagers Dachau," SZ 10. 9. 1949. Das Denkmalsmodell "Inferno" befindet sich jetzt im Besitz des Deutschen Historischen Museums in Berlin. Siehe Burkhard Asmuss (Hg.), Holocaust, Berlin 2002, S. 254. Zur Kritik an der Wahl des Entwurfs siehe Hans Eckstein, "Wir greifen heraus," SZ, 23. 9. 1949. Eckstein hatte schon im Oktober 1945 den für die Leiten bestimmten "Befreiungstempel" von Karl Knappe scharf kritisiert. Siehe Hans Eckstein/Lochham an Ministerpräsident Hoegner, 29. 10. 1945, BayHsta, Stk 113623. Als Beispiel anderer kritischer Zuschriften, siehe "Briefe an die SZ / Das Mahmal," SZ, 28. 9. 1949.

[39]  Siehe Auerbachs öffentlicher Brief  "Die Massengräber bei Dachau," Badische Neueste Nachrichten, 10. 11. 1949 (Kopie im PIB). Schon im Oktober liess Auerbach Koelle überprüfen. Siehe "Untersuchung gegen Fritz Kölle," SZ, 14. 10. 1949, und "Für Dachau unerwünscht. KZ-Ehrenmal von NS-Bildhauer", Hamburger Echo, 25. 11. 1949.

[40] "Französische Widerstandskämpfer besuchen Dachau," SZ 26. 11. 1949.

[41] Ein Absatz über Auerbachs Verlautbarung wurde in der Ausgabe D der in der vorigen Anmerkung zitierten Meldung hinzugefügt.

[42] Ebenda.

[43] Carola Karg von der Münchener VVN hat später auf diese Möglichkeit hingewiesen. Siehe: "Übersetzungsfehler im Leitenberg-Communique?," SZ, 10. 12. 1949. Derzeit arbeiteten Bagger noch etwa 10 Meter von der ursprünglichen Fundstelle entfernt. Da der Bericht selbst erst nach Erscheinen der Zeitungsmeldungen gedruckt wurde, können wir nicht sicher sein, ob der Wortlaut geändert wurde. Allerdings formulierten zwei französische Zeitungen die Verlautbarung differenzierter, nämlich: "Die Knochen der Deportierten von Dachau waren einem deutschen komerziellen Unternehmen überlassen" ("Les ossements des déportés de Dachau étaient livrés à une entreprise commerciale allemande", Franc Tireur, 1. 12. 1949), während die zweite schrieb von der "Erlaubnis, erteilt an eine deutsche Firma, eine Grube Sand auf der Flanke des tragischen Hügels auszubeuten", "A Dachau, une commission d'enquete a constaté la profanation des charniers du camp," Le Figaro, 2. 12. 1949. Siehe auch Jörn Joop, "Abbé Louis: Greuelmärchen beruhen auf Uebersetzungsfehlern," Frankfurter Rundschau, 30. 12. 1949.

[44] "'Propaganda-Kampagne gegen Deutschland'," SZ, 30. 11. 1949.

[45] "Rapport de la commission d'enquete de la F.N.D.I.R.P. sur le scandale de Dachau," 29 Nov. 1949, DaA, Ordner Leiten. Zitiert nach der fünfseitigen deutschen Übersetzung von Harry Kuhn im SAPMo V 278/2/161, S. 3 und 5. (Es gibt dort auch eine sechsseitige Rohübersetzung.) Der Kommission gehörten an: Charles Serre, Marcel Rosenblatt, Armand Mottet, Noé Vilner, Abbé Ploton, and Raymond Prunières.  Die hier übersetzten Redewendungen lauten im Original: "Dr AUERBACH … a permis l'exploitation industrielle concédée par les Chemins de fer à l'enterprise GOTLER", und "la Commission d'enquete a exigè et obtenu … que l'exploitation industrielle du LEITENBERG cesserait immèdiatement".

[46] "'Propaganda-Kampagne gegen Deutschland'," SZ, 30. 11. 1949. Hierzu gibt es zwei merkwürdige Dokumente in den Unterlagen der Staatskanzlei. Ein ehemaliges Vorstandsmitglied der VVN München schrieb einen "vertraulichen" Beschwerdebrief über Gundelfinger an das deutsche VVN Vorstandsmitglied Hans Schwarz, der ehemals Lagerschreiber im KZ Dachau gewesen war und Gundelfinger übrigens gut kannte. Was Schwarz nicht bekannt gewesen sein dürfte, schickte jener Dr. Wolff einen Durchschlag des Briefes an die Münchener Staatskanzlei. Er wird evtl. auch dort vorgesprochen haben, denn die Akten enthalten auch ein ausführlicheres Schriftstück von ihm, in dem er die Pläne von Gundelfinger ("ein überaus geschäftstüchtiger, in seinen eigenen Kreisen nicht in besonders gutem Geruch stehender Jude, der während des letzten Krieges in der englischen Armee diente") und Schwarz, französische Kameraden von dem Knochenfund zu informieren, schilderte. Schwarz meine jedoch, "dass man die Sache nicht überstürzen dürfe und erst die Entwickelung der politischen Verhältnisse in Bonn abwarten müsse." Zum Schluss schlug er eine Hausdurchsuchung von Gundelfinger vor. Siehe Durchschlag eines Briefes von Wolff an Hans Schwarz, 8. 9. 1949, und unbezeichnetes, undatiertes Schriftstück, BayHStA, Stk 113628. Dazu gibt es keine Korrespondenz im Hans-Schwarz-Nachlass. Evtl. hatte Schwarz seinen ganzen Bestand zur Leiten nach Ostberlin gegeben, wo es dann in die SAPMo gelangt sein könnte.

[47] Verhandlungen des Bayerischen Landtags, Bd. V, S. 212 (30. Nov. 1949).

[48] Das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung bewahrt eine Reihe ähnlicher Berichte aus anderen Zeitungen auf. Siehe "Bewusste Störung der Verständigung," Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1 Dec. 1949; "Französische Vorwürfe abgelehnt," Süddeutsche Zeitung, 2 Dec. 49; "Übelste politische Brunnenvergiftung," Frankfurter Neue Presse, 1 Dec. 1949. Siehe auch den Bericht über eine Pressekonferenz von Bolds, Radio Frankfurt, 3. 12. 1949, DaA. Die französische Regierung hat auch eine Presseauschnittsammlung zum Vorfall angelegt. Siehe: Archives nationales, Paris, 72 AJ 1892: "Coupures de presse relatives à la profanation des tombes de Dachau."

[49] Siehe S. 8 des zwölfseitigen Untersuchungsberichts von Walter im DaA, Ordner Leitenberg, sowie "Das Untersuchungsergebnis über den Leitenberg," MM/DN, 7. 2. 1950.

[50] Darauf wurde in zwei besonnenen Kommentaren hingewiesen. Siehe "Streiflicht," SZ, 8. 12. 1949, und "Der Leitenberg – ein Leidensberg / Missstände bei der Freilegung der Begräbnisstätte des Konzentrationslagers," Frankfurter Presse, 12. 12. 1949.

[51] "Staatsregierung auf dem Leitenberg," Süddeutsche Zeitung, 2. 12. 1949.

[52] "Politischer Streit um den Leitenberg / Eine zweite französische Kommission besucht die Dachauer Gräber," SZ, 7. 12. 1949. Der vierköpfigen Delegation bestand aus dem französischen Justizminister Edmond Michelet, sowie den Herren Pertaut, Bellier, und Maurer. Siehe unsignierte Vormerkung, 7 Dec. 1949, BayHsta, Stk 113625.

[53] Gumppenberg, Vormerkung betreffend den Besuch des Vorstands der Vereinigung der früheren französischen Häftlinge von Dachau, 7. 12. 1949, BayHsta, Nachlass Anton Pfeiffer 73. Siehe auch Abschrift einer Radiosendung, 6. 12. 1949, BayHsta, Stk 112998; "Das Streiflicht," SZ, 8. 12. 1949.

[54] Gumppenberg, Vormerkung v. 7. 12. 1949.

[55] MM, 8. 12. 1949; Vormerkung von Dr. Baumgartner, 8. 12. 1949, BayHsta, Stk 113625, "Schuld und Versäumnis," MM, 9. 12. 1949. Vgl. aber auch den Bericht des MM/DN vom 16.12. 1949: "'Landrat und Bürgermeister haben keine Schuld!'"

[56] Siehe Annales de l'Assemblée nationale, seance du 13 decembre 1949, S. 6797-6811, mit deutscher Übersetzung von Helmut Stein im DaA und DDW, AN2837.

[57] Siehe auch Le Monde, 9. 12. 1949, und "Massengräber ertrunkener KZ-Häftlinge wurden an der Neustädter Bucht gefunden," Neue Zeitung, 8. 12. 1949.

[58] Siehe Bundesgesetzblatt Teil II, 1955, S. 215ff; auch Eberhard Jäckel, Die deutsche Frage 1952-1956: Notenwechsel und Konferenzdokumente der vier Mächte, Frankfurt/Berlin 1957.

[59] Siehe dazu Marcuse, Legacies of Dachau, S. 183-185.

[60] Verlautbarung, 14. 12. 1949, BayHsta, Stk 113625. Siehe auch "Französische Nationalversammlung diskutiert über Dachauer Leichenfunde / Ehard nimmt Stellung," Neue Zeitung, 15. 12. 1949; "Ehard: Kommunistische Urheberschaft festgestellt," SZ, 15. 12. 1949.

[61] Siehe "La profanation de l'ossuaire de Dachau: "'Négligence de la part des autorités allemandes' déclare M.R. Schuman," Liberation, 14. 12. 1949; "L'Assemblée, unanime, s'éleve contre la profanation des tombes de Dachau," L'Aube, 14. 12. 1949; "Protestation unanime contre la profanation des tombes des déportés à Dachau," Le Monde, 15. 12. 1949. Deutsche Übersetzungen dieser Artikel befinden sich im SAPMo, V27812/1G. Für die deutsche Berichterstattung siehe PIB.

[62] Siehe auch den früheren Bericht "'Landrat und Bürgermeister haben keine Schuld!'" DN, 16. 12. 1949, S. 1. Die einstimmig angenommene Resolution lautete: "Auf Grund der von Landrat Junker und Bürgermeister Deichl gemachten Ausführungen kommt der Kreistag zu der Ansicht, dass diese beiden Instanzen keine Schuld an den Zuständen auf dem Leiternberg trifft."

[63] Zu Wittmann siehe Verlautbarung der VVN zum amtlichen Untersuchungsergebnis Leitenberg, 20 Jan. 1949, DaA Ordner Leitenberg. Im Dezember 1949 erhielt Wittmann DM 60,000 vom Bayerischen Staat als Kompensation für sein Grundstück.

[64] Ein dicker Akt dazu liegt beim Landesentschädigungsamt München. Siehe auch SZ, 17. 12. 1949.

[65] Siehe dazu "Mahnung einer furchtbaren Vergangenheit: Feierliche Einweihung des KZ-Friedhofes Leitenberg," SZ, 17. 12. 1949. Das erste Gästebuch, dass im DaA aufbewahrt wird, fängt mit den Unterschriften der anwesenden Prominenten an.

[66] Ministerialdirektor Walter, Untersuchungsbericht über das Ergebnis der Untersuchung wegen der Verzögerung der Ausgestaltung der Begräbnisstätten auf dem Leiternberg bei Dachau," BayHStA Stk 113628, Kopie in DaA, Ordner Leitenberg, und BayHsta, Nachlass Schwalber 25. Der zwölfseitige Bericht besteht aus drei Teilen: Ursprung der Gräber, Geschichte seit 1945, Feststellung der Verantwortung.

[67] Siehe dazu auch: Neue Zeitung, 21. 12. 1949

[68] "Auerbach schuldlos," Abendzeitung, 17. 1. 1949; "Zusammentreffen widriger Umstände," SZ, 19. 1. 1950; "Walter: Kein Verschulden am Leitenberg," MM, 19. 1. 1950. Siehe auch "Das Untersuchungsergebnis über den Leitenberg," DN, 7 Feb. 1950.

[69] Für die Reaktion des US-Landkommissariats s. Neue Zeitung v. 11. 3. 1950 und SZ v. 28. 4. 1950 (Original des Briefs in StK 113625); für Frankreich siehe: Vormerkung über Besuch des Generalkonsuls am 19. 1. 1950 (BayHStA Stk 113625), und für die VVN siehe Verlautbarung der VVN München v. 20. 1. 1950 zum amtlichen Untersuchungsergebnis Leitenberg, 2S. DaA.

[70]  Communiqué über Ministerratssitzung über Leitenberg-Untersuchung am 1. 2. 1950, mit Übersetzung und Begleitbrief an Landeskommissar Bolds von Ehard, BayHSta 113 625.

[71] "Grundsteinlegung am Leitenberg," 2. 2. 1950; "Feierhaus auf dem Leitenberg," 3. 2. 1950.

[72] Siehe Press Release of the Office of the Land Commissioner for Bavaria, 9. 3. 1950, BayHsta, Stk 113625; auch "Die Gebeine vom Leitenberg nicht aus diesem Jahrhundert,"  SZ, 10. 3. 1950, und "Leitenberg bleibt KZ-Gedenkstätte," SZ, 13. 3. 1950. Allerdings wurde das Vorhandensein der Patronenhülsen aus den 1930er Jahren nicht angesprochen. Die VVN notierte im Dezember, der US-Bericht liege noch nicht vor, denn die dortige Untersuchung habe in Gegensatz zu der bayerischen ergeben, die Knochen könnten wohl vom KZ stammen.

[73] "Ergänzende Erklärung zu Leitenberg Gräbern," Neue Zeitung, 11. 3. 1950; Bolds to Ehard (english mit deutscher Übersetzung), 27. 4. 1950, BayHsta, Stk 113625; "Bolds kritisiert Zustand der KZ-Gräber," SZ, 28. 4. 1950.

[74] Preuss an Auerbach, 10. 4 . 1950, BayHsta, Stk 113625. Das Radioprogramm wurde von Walter von Cube geschrieben und vom Dachau-Überlebender Raimund Schnabel gesendet. Siehe Raimund Schnabel, Macht ohne Moral. Eine Dokumentation über die SS, Frankfurt 1957, und Die Frommen in der Hölle. Geistliche in Dachau, Frankfurt 1965.

[75] Memorandum re: Grundsteinlegung, 27. 3. 1950, BayHsta, Stk 113625. Der Ordner enthält viele persönliche Einladungen und Absagebriefe.

[76] Siehe "Die Befreiungsfeier in Dachau," SZ, 2. 5. 1950; "Der Staatsakt in Dachau," Südost-Kurier, 3. 5. 1950.

[77] Protokoll der dritten Leitenberg-Preisgerichtssitzung, 19. 5. 1950, BayHsta, Stk 113627. Im Herbst wurde der Gesamtbetrag um DM50.000 erhöht. Siehe Vormerkung über die landschaftliche Gestaltung des Leitenbergs, 10. 10. 1950, BayHsta, Nachlass Josef Schwalber, 25.
Für die öffentliche Reaktion auf die Höhe der Summe, siehe Protokoll des Treffens in der Siedlung Dachau-Ost am 20. 2. 1950, BayHsta, MArb 755, S. 6. Am 19. 6. 1950 (BayHsta, Stk 113627) berichtete Auerbach Ehard, dass er 450 von 493 Orte seit Januar besichtigt hatte, wobei nur 60 sich in einem akzeptablen Zustand befanden.

[78] Siehe "Never again! Nie wieder! Jamais plus!," Mitteilungsblatt des Landesentschädigungsamts, Nr. 9 (Sept. 1950), 5; auch SZ, 5. 9. and 7. 9. 1950; Neue Zeitung, 5.9. 1950. Für einen Vergleich der alten und neuen Ausstellungen, siehe Marcuse, Legacies of Dachau, S. 170-174.

[79] Vormerkung, 23. 11. 1953, Landesentschädigungsamt (LEA), Akt "Prüfungsmitteilungen des Bayerischen Obersten Rechnungshofes über Verwendung der Spendengelder aus der 'Denkmalspende Dachau' / ... / Erich Preuss."

[80] Preuss, Vormerkung, 15. 2. 1951; Abschlussbericht, 3. 2. 1951, BayHsta, Stk 113626. Der Strassenbau wurde im Juni 1951 abgeschlossen. Siehe SZ, 28. 6. 1951.

[81] Troberg an Anton Karl, 7. 9. 1954, LEA, Akt Prüfungsmitteilungen.

[82] Siehe hierzu Marcuse, Legacies of Dachau, S. 194-198.

[83] Ebenda, S.  173-181.

[84] Ebenda, S. 181-185.


text written July 2003, published November 2003, web page created Dec. 28, 2004, updated: see header
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