1902 |
Am 12. Juli wird Günther Stern als Sohn des Psychologenehe paares Clara und William Stern in Breslau geboren. Geschwister sind Hilde (geb. 1900) und Eva (geb. 1904). Walter Benjamin ist ein Grossvetter. Schon früh Geigen- und Klavierunterricht. |
1915 |
Die Familie Stern zieht nach Hamburg. |
1917 |
Kriegserlebnisse in Frankreich als zwangsweises Mitglied eines paramilitärischen Jugendverbandes; wird als Jude misshandelt. |
1919 |
Abitur. Beginn des Philosophiestudiums in Hamburg, ab 1921 bei Husserl und Heidegger in Freiburg. |
1923 |
Dissertation bei Husserl: »Die Rolle der Situationskategorie bei den >Logischen Sätzen<«; lehnt eine Assistentenstelle ab. Kunstphilosophische Studien; erste Veröffentlichungen, u.a. Gedichte, in der Berliner Zeitschrift »Das Dreieck«; Kulturjournalist in Berlin und Paris; Zeichnungen: »Pariser Szenen«. |
1925 |
Studium bei Heidegger in Marburg, Bekanntschaft mit Hannah Arendt. |
1926 |
Assistent von Max Scheler. |
1928 |
Erste grössere philosophische Publikation: »Über das Haben. Sieben Kapitel zur Ontologie der Erkenntnis«. |
1929 |
Habilitationsversuch bei Paul Tillich mit der Abhandlung »Philosophische Untersuchungen über musikalische Situationen«, die von Adorno negativ bewertet und daraufhin zurückgezogen wird. |
1930 |
Umzug nach Berlin; Arbeit über Brecht, der ihm daraufhin eine Stelle an Herbert Iherings »Berliner Börsen-Courier« vermittelt; veröffentlicht hier zahlreiche Artikel unter den Namen Stern und Anders. |
1930-1932 |
Arbeit an dem Roman »Die molussische Katakombe«, in dem die Lügenmechanismen der Nationalsozialisten verarbeitet werden; Umarbeitungen bis in die vierziger Jahre; veröffentlicht 1992.1931 Tillich rät zu erneutem Habilitationsversuch mit anderem Thema im nachsten Jahr, wenn der Nationalsozialismus einflusslos geworden und damit die antisemitische Stimmung verschwunden sei. |
1933 |
Flucht nach Paris; schriftstellerische Arbeiten. |
1934 |
Wendet sich in einem Vortrag gegen eine Kafka-Mode. |
1935 |
Manés Sperber lehnt als Lektor die Veröffentlichung der »Molussischen Katakombe« wegen mangelnder kommunistischer Linientreue ab. |
1936 |
Novellenpreis der Emigration für die Erzählung »Der Hungermarsch«, von nun an Reputation als Günther Anders. |
1936-1950 |
Amerikanisches Exil; Trennung von Hannah Arendt; Jobs im Fundus von Hollywood, als Tellerwäscher, Privatlehrer u.a.; Gedichte im New Yorker »Aufbau«. |
1937-1939 |
Rezensionen in der von Max Horkheimer herausgegebenen »Zeitschrift für Sozialforschung«. |
1938 |
Ansprache bei der Eröffnung einer Heartfield-Ausstellung in New York. |
1942 |
Teilnahme an Diskussionsrunden des Instituts für Sozialforschung (mit Horkheimer, Adorno, H. Marcuse, Brecht, Eisler u.a.). |
1943 |
Arbeit in New York beim »Office of War Information« (OWI). |
1944 |
Bekanntschaft mit Elisabeth Freundlich. |
1948 |
»On the Pseudo-Concreteness of Heidegger's Philosophy«. |
1949-1950 |
»Vorlesungen an der »New School for Social Research« in New York über Kunstphilosophie. |
1950 |
Rückkehr des Ehepaares Anders/Freundlich nach Europa; lehnt einen durch Vermittlung Blochs angebotenen Lehrstuhl in Halle ab; statt für einen Wohnsitz in einem der beiden Teile Deutschlands entscheidet er sich für Wien. |
1951 |
Veröffentlichung des umgearbeiteten Vortrags »Kafka - Pro und Contra« im Münchener Beck Verlag, wo fast alle seine Bücher erscheinen werden. |
1954 |
Erste Stellungnahmen zur Situation der Welt angesichts der Möglichkeit eines Atomkriegs; Mitinitiator der Anti-Atombewegung. |
1956 |
»Die Antiquiertheit des Menschen« erscheint und findet starke Beachtung; Anders richtet seine publizistischen Energien trotz vielseitiger anderer Interessen weitgehend auf die Auseinandersetzung mit der Bedrohung durch die atomare Aufrüstung. |
1957 |
In der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« erscheinen die »Gebote des Atomzeitalters«. Ablehnung einer Professur an der FU Berlin. Im August nimmt Anders in Japan an einem Kongress gegen Atom- und Wasserstoffbomben und für Abrüstung teil und besucht Hiroshima und Nagasaki. Das Reisetagebuch erscheint 1959 unter dem Titel »Der Mann auf der Brücke«. |
1959 |
Beginn des Briefwechsels mit Claude Eatherly, der als Pilot am Abwurf der ersten Atombombe beteiligt war und als »psychisch Kranker« in einem »Veterans Hospital« lebt; der Briefwechsel erscheint 1961 unter dem Titel »Off Limits für das Gewissen«. |
1962 |
Verleihung des Literaturpreises des Widerstandes der Stadt Omegna/Norditalien. |
1964 |
»Wir Eichmannsöhne«, offener Brief an Klaus Eichmann, den Sohn Adolf Eichmanns, über Schuld und Mitverantwortung. |
1965 |
»Philosophische Stenogramme«. |
1966 |
Besuch Breslaus und des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz: »Ich komme von dem Orte, an dem zu sterben, an dem umgebracht und zu Müll verarbeitet zu werden mir eigentlich bestimmt gewesen war«. |
1967 |
»Die Schrift an der Wand«, ein Bruchteil von Anders' Tagebuchnotizen 1941 bis 1966, erscheint; |
1968 |
»Visit beautiful Vietnam«; »Der Blick vom Turm«, Fabeln. |
1970 |
»Der Blick vom Mond. Reflexionen über Weltraumflüge«, Ernst Bloch gewidmet. |
1972 |
Reise nach Israel; Aufsatzband »Endzeit und Zeitenende. Gedanken über die atomare Situation«. |
1978 |
»Kosmologische Humoreske«, Erzählungen aus den Jahren 1933 bis 1973; Literaturpreis der Bayerischen Akademie der schönen Künste. |
1979 |
»Besuch im Hades« - Anders verteidigt die Fernsch-Serie »Holocaust«, denn es sei nötig, »die durch die Enormität unauffassbare Wahrheit so zu verkleinern, dass wir von ihr nicht ganz ausgeschlossen bleiben«. Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik. |
1980 |
»Die Antiquiertheit des Menschen«, Band II, erscheint. Preis der Stadt Wien. |
1982 |
»Ketzereien«; Anders verlässt die jüdische Gemeinde Wien, als diese ihn auffordert, den Einmarsch Israels in den Libanon zu verteidigen. |
1983 |
Theodor-W.-Adorno-Preis der Stadt Frankfurt/Main. |
1984 |
»Mensch ohne Welt«, Schriften zu Kunst und Literatur. |
1985 |
»Tagebücher und Gedichte«. Ablehnung des Andreas-Gryphius Preises, mit dem der um >ostdeutsches Kulturgut< verdiente Schlesier geehrt werden sollte. |
1986 |
»Lieben gestern«. Anders' Thesen zur Gewaltfrage in der Zeitschrift »natur« lösen eine heftige Diskussion aus, die 1987 in dem Band »Gewalt – ja oder nein« dokumentiert wird |
1987 |
»Mariechen. Eine Gutenachtgeschichte«. |
1989 |
Anders verlässt die Berliner Akademie der Künste, als diese eine Lesung von Salman Rushdies »Satanischen Versen« in ihren Räumen ablehnt. |
1990 |
Erstes internationales Anders-Symposion in Wien. |
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